14. DGE-Ernährungsbericht veröffentlicht
Ein neuer Ernährungsbericht erscheint alle vier Jahre im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Dies trägt dazu bei, die Ernährungssituation der deutschen Bevölkerung langfristig zu betrachten, Ergebnisse aus Forschungsvorhaben zu präsentieren, zu bewerten und Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Insgesamt umfasst der 14. DGE-Ernährungsbericht folgende Kapitel:
- Ernährungssituation in Deutschland
- Ernährungssituation in Krankenhäusern und Pflegeheimen – Auswertung der nutritionDay-Daten für Deutschland
- Studie zur Erhebung von Daten zum Stillen und zur Säuglingsernährung in Deutschland (SuSe II)
- Vegetarische Ernährung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland (VeChi-Youth-Studie)
- Prävention chronischer Erkrankungen durch Ernährung
Im Folgenden lesen Sie die Zusammenfassung einiger Ergebnisse.
Übergewicht und Adipositas
Mit Blick auf die Gewichtsentwicklung in der deutschen Bevölkerung zeigt der aktuelle Ernährungsbericht, dass Übergewicht und Adipositas in allen Altersgruppen weit verbreitet sind. Die Anzahl derjenigen, die normalgewichtig sind, nimmt ab. Auch Schwangere sind zunehmend übergewichtig oder adipös. Nach den jährlich durchgeführten Bundesauswertungen Geburtshilfe wurden 2017 fast 40 Prozent der Schwangeren bei der Erstuntersuchung als übergewichtig eingestuft, 2007 waren es noch 34 Prozent. Adipositas in der Schwangerschaft ist jedoch für die werdende Mutter unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Gestationsdiabetes, Hypertonie und Präeklampsie verbunden und mit einem erhöhten Geburtsgewicht sowie einem späteren Übergewichtsrisiko des Kindes assoziiert.
Bei Kindern und Jugendlichen liegt die Prävalenz von Übergewicht inklusive Adipositas bei 15,4 Prozent in der Altersgruppe der 3- bis 17-Jährigen in dem Zeitraum 2014-2017, die für Adipositas bei 5,9 Prozent. Aus über der Hälfte der 3- bis 6-jährigen Kinder mit Übergewicht bzw. Adipositas werden übergewichtige oder adipöse Jugendliche.
Zwischen 18 und 65 Jahren sind 59,4 Prozent der Männer und 37,3 Prozent der Frauen übergewichtig. Dieser Trend steigt mit zunehmendem Alter weiter an. Insgesamt sind bei den Senioren über 65 Jahre bereits 69,6 Prozent der Männer und 56,4 Prozent der Frauen übergewichtig, 21,0 Prozent der Männer und 19,4 Prozent der Frauen sind adipös. Besonders die Verbreitung von Adipositas hat bei den Erwachsenen weiter zugenommen. Auch hochbetagte Menschen sind heute mehr und mehr adipös, deutliche Steigerungen finden sich in der Altersgruppe 75 Jahre und älter.
Ernährungsformen
Im 14. DGE-Ernährungsbericht enthalten sind die Ergebnisse der Studie „Vegetarische und vegane Ernährung bei Kindern und Jugendlichen“ (VeChi-Youth-Studie). Diese untersuchte den Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf die Nährstoffversorgung von Kindern und Jugendlichen.
Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl bei veganer und vegetarischer Ernährung als auch bei einer Mischkost mit Fleisch die Versorgung mit den Hauptnährstoffen sowie den meisten Vitaminen und Mineralstoffen bei der überwiegenden Anzahl der Studienteilnehmer ausreichend ist.
Auch bei einer vegetarischen oder rein pflanzlichen Ernährung war bei den meisten Kindern die Versorgung mit Vitamin B12 ausreichend. Bei den vegetarischen Ernährungsformen war zudem die Zufuhr an Ballaststoffen sehr hoch. Die sich vegetarisch und vegan ernährenden Kinder und Jugendlichen zeigten ein insgesamt gesundheitsförderndes Lebensmittelmuster. Sie verzehrten mehr Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse. Insbesondere Veganer hatten den geringsten Verzehr an Süßwaren, Knabberartikeln und Fertiggerichten.
Bei allen Ernährungsformen war die Versorgung mit Vitamin B2, Vitamin D und Jod kritisch, auch die Zufuhrdaten von Calcium zeigen Handlungsbedarf auf. Veganer und Vegetarier waren deutlich schlechter mit Eisen versorgt als sich mit Mischkost ernährenden Kinder.
Da es bislang keine aktuellen Daten zum Ernährungs- und Gesundheitsstatus von sich vegetarisch beziehungsweise vegan ernährenden Kindern und Jugendlichen in Deutschland gibt, befürwortet die DGE in ihrer Position zur veganen Ernährung bei Kindern und Jugendlichen eine vegetarische Ernährung als Dauerkost. Sie empfiehlt jedoch keine rein vegane Ernährung für diese Gruppen.
Ernährungstrends
Mehr Gemüse, Mineralwasser, Kräuter- und Früchtetees, weniger Schweinefleisch und Alkohol – die Ernährungssituation in Deutschland hat sich in einigen Punkten verbessert. Das zeigen die Trendanalysen zum Lebensmittelverbrauch auf Basis der Agrarstatistik, auf die sich die DGE in ihrem Ernährungsbericht bezieht.
Die Rückgänge beim Verbrauch von Obst, Getreideerzeugnissen und frischen Kartoffeln sowie die Anstiege bei Käse, Rind-, Kalb- und Geflügelfleisch stehen allerdings im Widerspruch zu einer pflanzenbetonten Ernährung, wie sie die DGE in ihren 10 Regeln für eine vollwertige Ernährung empfiehlt.
Vitamin D
Darüber hinaus enthält der Ernährungsbericht aktuelle Daten zu Vitamin D. Nach diesen kann ein guter Vitamin-D-Status vor akuten Atemwegsinfektionen schützen. Die Wissenschaftler der DGE beziehen sich dabei auf eine umfassende Übersichtsarbeit (Umbrella Review), in der sie die Zusammenhänge zwischen Vitamin D und Atemwegs- und Autoimmunerkrankungen sowie dem Auftreten von neurodegenerativen und psychischen Krankheiten untersucht haben. Schlussfolgerungen für die Prävention von COVID-19 lassen sich aus den Daten derzeit allerdings nicht ableiten, da alle bewerteten Studien vor Auftreten der Pandemie durchgeführt wurden.
Nach wie vor nicht belegt ist dem Ernährungsbericht zufolge, dass Vitamin D vor Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 schützt. Hier bestehe weiterer Forschungsbedarf.
Bezugsquelle
Der 14. DGE-Ernährungsbericht inkl. CD-ROM ist unter der Artikel-Nr. 220300 zum Preis von 37,00 Euro zzgl. Versandkosten beim DGE-MedienService oder per E-Mail erhältlich. Das Buch ist auch über den Buchhandel (ISBN: 978-3-88749-269-4) beziehbar.
Quelle: DGE