15. DGE-Ernährungsbericht veröffentlicht
Mehr Gemüse und weniger rotes Fleisch, insbesondere Schweinefleisch, und Fleischerzeugnisse sowie alkoholische Getränke – einige Trends im Lebensmittelverbrauch gehen aus gesundheitlicher Sicht in die richtige Richtung, kommentierte Prof. Dr. Kurt Gedrich, TU München.
Gedrich hat auf Basis der Agrarstatistik aktuelle Trendanalysen zum Lebensmittelverbrauch erstellt und diese Daten für den Bericht sowohl unter gesundheitlichen als auch unter Umwelt- und Klimaschutz-Gesichtspunkten bewertet.
Trotz anderer methodischer Herangehensweise bestätigen die Ergebnisse laut DGE die im März 2024 von der Fachgesellschaft veröffentlichten lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen für Deutschland.
Gesundheit und Umwelt profitieren gleichermaßen von mehr Gemüse, einschließlich Hülsenfrüchten, Obst und Nüssen sowie weniger Rind- und Schweinefleisch beziehungsweise Fleischerzeugnissen und Softdrinks.
Mehr Vollkorn wäre wünschenswert
Ein höherer Verbrauch von Vollkornprodukten hätte die deutlichsten positiven Effekte auf die Gesundheit in Deutschland, sagte Gedrich. Für die Milchprodukte Butter, Käse und Frischmilcherzeugnisse hingegen ergibt sich ein kontroverses Bild: Aus gesundheitlicher Sicht wäre eine Verbrauchssteigerung wünschenswert. Umwelt- und Klimaschutzparameter sprechen hingegen deutlich für eine Senkung des Verbrauchs von Milchprodukten.
Hintergrund
Die in regelmäßigen Abständen erscheinenden DGE-Ernährungsberichte sind ein wichtiger Gradmesser für die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung, ihre gesundheitlichen Auswirkungen und den Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die jetzt präsentierte digitale Fassung trägt dem Gedanken „Nachhaltigkeit“ Rechnung, betonte Prof. Ulrike Arens-Azevêdo, die den Bericht als Chefredakteurin verantwortet.
Der 15. Ernährungsbericht gliedert sich in drei Themenbereiche:
- Teil 1 „Ernährungssituation in Deutschland“ bildet die Ernährungs- und Gesundheitssituation in Deutschland ab.
- Teil 2 „Lebensmittelbezogene Aspekte“ beinhaltet unter anderem zwei bereits vorab veröffentlichte Kapitel zu stark verarbeiteten Lebensmitteln sowie die neuen Entwicklungen bei der Kennzeichnung durch den Nutri-Score.
- Teil 3 „Außer-Haus-Verpflegung“ Hier beantworten drei weitere Forschungsvorhaben die Frage, welchen Beitrag die Außer-Haus-Verpflegung zur Nährstoffversorgung und zur Nachhaltigkeit leistet.
Fast-Food-Ketten sind beliebt
Eine weitere, im 15. DGE-Ernährungsbericht veröffentlichte Studie hat erstmals die ernährungsphysiologischen Eigenschaften der Speisen sowie das Nutzungsverhalten junger Erwachsener in der Systemgastronomie untersucht. Dazu hat ein Team der Hochschule Anhalt eine ausgewählte Stichprobe von 14 Restaurant-Ketten in Deutschland analysiert.
Die Forschenden erfassten die auf den Internetseiten der Unternehmen präsentierten Speisenangebote und bewerteten deren ernährungsphysiologische Qualität. Zusätzlich befragten sie online eine repräsentative Stichprobe von 947 Menschen im Alter von 16 und bis 34 Jahren, um herauszufinden, wie oft und warum sie die Systemgastronomie nutzen und was sie dort bevorzugt konsumieren.
Dabei kam heraus, dass rund 30 Prozent der Befragten ein- oder mehrmals pro Woche die Systemgastronomie nutzen, um vor Ort zu essen oder Essen zu bestellen beziehungsweise abzuholen, sagte Prof. Katja Kröller von Hochschule Anhalt bei der Pressekonferenz. Damit essen sie dort häufiger als in individuellen Restaurants oder Kantinen.
Als wichtigste Motive nannten sie die gute Erreichbarkeit, den schnellen Service sowie das verlässliche, immer gleiche Angebot. Kröller ergänzt: „Menschen besuchen die Systemgastronomie besonders häufig, wenn sie sowieso schon unterwegs sind, etwa beim Einkaufen oder auf dem Arbeitsweg. Dass sich die jungen Erwachsenen außer Haus am häufigsten für die Systemgastronomie entscheiden, liegt auch am Preis sowie an Werbe- und Rabattaktionen und den genussorientierten Strategien der Anbieter.“
Aspekte der Gesundheit und Nachhaltigkeit spielen bei der Entscheidung für die Systemgastronomie kaum eine Rolle, erläuterte Kröller. Strategien, die Gesundheit und Nachhaltigkeit betonen, könnten sogar abschreckend wirken, da viele Menschen gesündere Lebensmittel automatisch mit einem schlechteren Geschmack assoziieren – ein Phänomen, das in der Wissenschaft „unhealthy-tasty intuition“ heißt.
Burger, Pizza, Sandwich
Das von den Befragten am häufigsten gewählte Produkt der Systemgastronomie ist der Burger. Ein Burger liefert durchschnittlich 430 Kilokalorien pro Portion, die beliebteste Beilage Pommes frites durchschnittlich 400 Kilokalorien pro Portion. Die meisten Kalorien liefern Pizzen mit über 1 200 Kilokalorien pro Portion. Salate und Wraps sind unter den Befragten weniger beliebt. Bei den Getränken stehen Soft- und Energydrinks an erster Stelle.
Quelle: Veröffentlichung des 15. DGE-Ernährungsbericht, 20.11.2024, via Livestream