Abführmittel: Ein Risikofaktor für Demenz?

(kib) Der regelmäßige Gebrauch von Abführmitteln war in einer aktuellen Studie mit einem höheren Demenzrisiko assoziiert. Damit haben die Forschenden möglicherweise einen neuen modifizierbaren Risikofaktor entdeckt.

28.03.2023

Frau sitzt auf der Toilette
© Foto: contrastwerkstatt / stock.adobe.com
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Laut einem Bericht der „Lancet Commission“ 2020 gibt es mit Blick auf die Demenzentwicklung zwölf modifizierbare Risikofaktoren. Wird an diesen Stellschrauben rechtzeitig gedreht, könnte das nach Einschätzung der Experten bis zu 40 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindern. Die zwölf bisher bekannten Faktoren sind:

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  • niedriger Bildungsstand
  • Bluthochdruck
  • Schwerhörigkeit
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Depressionen
  • körperliche Inaktivität
  • Diabetes mellitus
  • wenig Sozialkontakt
  • exzessiver Alkoholkonsum
  • Schädel-Hirn-Traumen
  • Luftverschmutzung

Auch die Schlafdauer scheint eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer Demenz zu spielen. Weitere Risikofaktoren werden erforscht, unter anderem jetzt auch das Darmmikrobiom.

Das geschieht unter anderem vor dem Hintergrund von Forschungsergebnissen, wonach Laxanzien die Epithelbarrieren des Darms stören und den Übergang von aus dem Darmmikrobiom stammenden neurotoxischen Stoffwechselprodukten in das zentrale Nervensystem erleichtern sowie inflammatorische Prozesse begünstigen.

Studie zum Zusammenhang zwischen Laxanzien und Demenzrisiko

Im Rahmen der großen prospektiven, populationsbasierten Kohortenstudie analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen der Anwendung verschiedener Abführmittel (Laxanzien) und dem Demenzrisiko. Die Daten entstammen einer Biobank aus dem Vereinigten Königreich (˃500.000 Freiwillige, 40–69 J.), die Teilnehmenden waren zu Studienbeginn nicht an Demenz erkrankt.

Als chronischer Laxanziengebrauch galt eine Einnahme an den meisten Tagen einer Woche in den vier Wochen vor der Studienaufnahme (im Zeitraum 2006–2010). Outcome war die Diagnose einer Demenz jeglicher Ursache (laut Klinikstatistiken und Sterberegister bis 2020). Statistisch adjustiert wurden die Ergebnisse hinsichtlich soziodemografischer Merkmale, Begleiterkrankungen, Familienanamnese und sonstiger regelmäßiger Medikamenteneinnahme.

Insgesamt konnten die Daten von 502.229 Teilnehmenden ausgewertet werden (mittleres Alter 56,5±8,1 J.; 54,4 % weiblich). Von diesen nahmen 18.235 (3,6 %) regelmäßig Abführmittel. Die Nachbeobachtung betrug durchschnittlich 9,8 Jahre. In dieser Zeit erhielten 1,3 Prozent der Teilnehmenden, die regelmäßig Abführmittel eingenommen hatten, eine Demenzdiagnose – jedoch nur 0,4 Prozent der Teilnehmenden, die nicht davon Gebrauch machten.

Statistisch errechnete sich bei regelmäßigem Laxanziengebrauch ein signifikant erhöhtes Demenzrisiko von 50 Prozent. Der Abführmittelgebrauch war dabei signifikant mit der Entstehung vaskulärer Demenzen assoziiert, nicht jedoch mit der Alzheimer-Demenz. Das Risiko für Demenzen insgesamt sowie für die vaskuläre Demenz stieg mit der Zahl der eingenommenen unterschiedlichen Laxanzien an.

Von den Teilnehmenden, die angaben, nur eine Sorte Abführmittel zu nehmen (n=5.800), war nur die Gruppe der osmotisch wirksamen Abführmittel signifikant mit dem allgemeinen Demenzrisiko und dem für Demenzen vaskulärer Ursache assoziiert.

Vorsicht im Umgang mit Laxanzien

Die Studie ist keine randomisierte-kontrollierte Studie, daher nicht beweisgebend, dass Abführmittel das Demenz-Risiko tatsächlich erhöhen. Weitere Untersuchungen sind notwendig.

Möglicherweise kann eine gesunde Ernährung mit mehr Ballaststoffen aus Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, und vor allem auch ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßten Tee gleich doppelt vor Demenz schützen: Sie macht Abführmittel häufig überflüssig und schützt per se vor kognitivem Abbau.

Prinzipiell wird angesichts der Ergebnisse zur Vorsicht im Umgang mit Laxanzien geraten, gerade vor dem Hintergrund, dass Demenzerkrankungen immer weiter zunehmen.

Quelle: IDW

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