Aktualisierte Leitlinie zu Harninkontinenz veröffentlicht
Die Arbeitsgruppe Inkontinenz der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie hat rund 500 Studien zusammengetragen, gesichtet und mit Blick auf die Anwendung auf ältere Patienten bewertet. Die Ergebnisse wurden jetzt in einer aktualisierten Leitlinie zu Harninkontinenz veröffentlicht.
Die Leitlinie hat den S2e-Status der zertifizierenden Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften erhalten. Damit ist offiziell bestätigt, dass eine systematische Evidenz-Recherche stattgefunden hat.
Sie enthält Empfehlungen gezielt für geriatrische Patienten. Dazu haben die Experten alle Studienergebnisse daraufhin genau geprüft, ob sie für geriatrische Patienten überhaupt relevant sind. So seien beispielsweise operative High-End-Methoden wie die sakrale Neuromodulation („Blasen-Schrittmacher“), für geriatrische Patienten nicht geeignet.
Besonders wichtig ist dagegen das Toilettentraining. Unter diesen Sammelbegriff fallen verschiedene Methoden. Dies kann der Gang zur Toilette zu festen Zeitpunkten sein. Aber auch die regelmäßige Frage, ob der Betroffene Harndrang verspürt, ist eine wichtige Interventionsmaßnahme. So wird die Aufmerksamkeit des Patienten auf die Blase gelenkt.
Selbst gebrechliche ältere Menschen mit kognitiven oder körperlichen Einschränkungen sprechen auf diese Form des Verhaltenstrainings gut an – und die Methoden sind naturgemäß frei von Nebenwirkungen. Allerdings ist hier die kontinuierliche Unterstützung der Pflegenden gefragt, zum Beispiel durch Angehörige, Partner oder Pflegepersonal.
Fokus auf Nebenwirkungen von Medikamenten
Ein weiterer Schwerpunkt der Leitlinie ist die Untersuchung von Nebenwirkungen breit eingesetzter Medikamente aus dem internistischen oder hausärztlichen Bereich. So können beispielsweise bestimmte Antidepressiva die Blase blockieren und sollten entsprechend nur nach sorgfältiger Abwägung angewendet werden.
Aber auch klassische Medikamente gegen Inkontinenz dürfen bei geriatrischen Patienten nur mit Bedacht eingesetzt werden. So verändern manche dieser Anticholinergika die Kognition und können zu einem erhöhten Sturzrisiko führen – ein fatales Risiko für hochbetagte Patienten.
Quelle: IDW