Akute Hepatitis durch Energydrinks
Der Mann stellte sich in einer Klinik mit ausgeprägter Gelbsucht, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen vor, berichten Mediziner von der Universität in Gainesville. Er verneinte Leberprobleme in der Vergangenheit, auch seien solche in seiner Familie nicht aufgetreten. Er gab an, weder illegale Drogen noch Tabak oder übermäßig Alkohol zu konsumieren, auch habe er in letzter Zeit weder rezeptpflichtige noch rezeptfreie Medikamente eingenommen.
An seiner Ernährung habe er ebenfalls nichts geändert – mit einer Ausnahme: Seit drei Wochen trinke er täglich vier bis fünf Energydrinks. Laboruntersuchungen ergaben stark erhöhte Aminotransferase-Werte, enorme Bilirubinkonzentrationen, aber auch deutlich zu hohe Werte für Vitamin B12 und Folsäure. Die Nierenfunktion war hingegen nicht eingeschränkt.
HCV plus Vitamin B3 als Ursache?
Bei Antikörpertests fanden die Ärzte zwar Hinweise auf eine HCV-Infektion, die Antikörpertiter sprachen aber eher für eine chronische und nicht für eine akute Erkrankung. Andere typische Hepatitisursachen konnten die Ärzte ausschließen, auch für eine alkohol- oder medikamentenbedingte Toxizität fanden sie keine Hinweise, sodass sie den Grund im Überkonsum von Energydrinks vermuteten. Für einen exzessiven Konsum sprachen neben den Patientenangaben auch die hohen Vitamin-B12- und Folsäurewerte.
Denn Energydrinks enthalten oft hohe Konzentrationen solcher Substanzen, zudem Coffein, Phenylalanin, Citicolin, Taurin, N-Acetyl-Tyrosin und Niacin. Als hepatotoxisch ist davon nur Niacin (Vitamin B3) bekannt. Die Transaminaseerhöhungen durch Niacin wird allerdings erst bei Dosen jenseits der 500 mg/d erwartet, der Patient kam aber durch die Energydrinks allenfalls auf 160 bis 200 mg/d.
Die Mediziner vermuten, dass seine chronische HCV-Infektion von Bedeutung für die starken Beschwerden war oder aber Interaktionen mit weiteren Inhaltsstoffen der Drinks, die in der Regel diverse Kräuterauszüge enthalten. Sie raten Patienten mit bestehenden Leberschädigungen daher zu einem zurückhaltenden Konsum von niacinreichen Energydrinks.
Quelle: SpringerMedizin.de