Alzheimerkrankheit: Fragen und Antworten zu Lecanemab
Ein positives Votum für die Europäische Union gilt als wahrscheinlich, teilt die Alzheimer Forschung Initiative mit und hat Fragen und Antworten zusammengestellt. Das Medikament wird dann voraussichtlich den Namen Leqembi tragen.
Wie wirkt Lecanemab?
Lecanemab wirkt auf Grundlage einer passiven Immunisierung. Es ist ein Antikörper, der sich gegen Ablagerungen aus dem Protein Beta-Amyloid richtet. Diese Ablagerungen tragen mutmaßlich zum Absterben von Nervenzellen im Gehirn bei. Der Wirkstoff entfernt diese Ablagerungen im Gehirn. In der Zulassungsstudie hat der Antikörper nach 18 Monaten den geistigen Abbau von Patientinnen und Patienten um 27 Prozent verlangsamt.
Kann das Medikament Alzheimer heilen?
Leqembi wäre in Deutschland das erste Medikament, das an einer der grundlegenden Krankheitsursachen ansetzt. Trotzdem kann es die Alzheimer-Krankheit weder stoppen noch heilen. Der Krankheitsverlauf kann nach derzeitiger Erkenntnis um fünf bis sieben Monate verzögert werden. Es gibt die Hoffnung, dass sich der Effekt mit längerer Einnahme noch erhöht.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
In der Zulassungsstudie sind bei 17 Prozent der Probandinnen und Probanden lokale Hirnschwellungen und Mikroblutungen aufgetreten. In den meisten Fällen verliefen diese symptomlos, aber einige Erkrankte hatten einen schwerwiegenden Verlauf. Eine engmaschige Kontrolle der Therapie ist daher aus Sicht der Alzheimer Forschung Initiative wichtig.
Für wen ist das Medikament geeignet, für wen nicht?
Nur an Alzheimer Erkrankte in einem frühen Krankheitsstadium kommen für eine Behandlung in Frage. Ist die Krankheit bereits fortgeschritten oder liegt eine andere Demenzform vor, gibt es keine positiven Effekte.
Bei bestimmten Gruppen ist die Gefahr von Nebenwirkungen besonders groß. Deshalb müssen Aufwand, Nutzen und Risiken vor Behandlungsbeginn individuell überprüft werden. Beispielweise ist die Gefahr für Hirnblutungen bei Patientinnen und Patienten erhöht, die Blutverdünner nehmen. Da die Behandlung zeitintensiv und mit aufwändigen Untersuchungen verbunden ist, müssen Patientinnen und Patienten außerdem noch mobil und ausreichend belastbar sein.
Wie wird eine Behandlung konkret aussehen?
Weil nur bestimmte Erkrankte für eine Behandlung geeignet sind, ist zunächst eine gründliche Diagnostik wichtig. Dazu kommt unter anderem entweder eine Liquor-Untersuchung, also eine Untersuchung des Nervenwassers, oder ein bildgebendes Verfahren namens Positronen-Emissions-Tomografie zum Einsatz. Damit wird nachgewiesen, ob schädliche Amyloid-Ablagerungen vorliegen. Auch ein Test zum Nachweis des Alzheimer-Risikogens ApoE4 sei sinnvoll, weil Träger dieses Gens ein höhere Risiko für Hirnblutungen haben.
Leqembi wird alle zwei Wochen durch eine Infusion verabreicht. Nach Angaben der Hersteller Biogen und Eisai dauert eine Behandlung etwa eine Stunde. Wegen der Gefahr von Hirnschwellungen und -blutungen müssen die Patientinnen und Patienten innerhalb der ersten 15 Behandlungsmonate alle drei Monate zur Magnetresonanztomografie (MRT) kommen. Treten Unregelmäßigkeiten oder Beschwerden auf, dann muss die Kontrolle durch MRT engmaschiger erfolgen, zum Beispiel wöchentlich oder zweiwöchentlich.
Wo kann eine Behandlung stattfinden?
Eine Behandlung kann nur in spezialisierten Praxen oder Einrichtungen stattfinden, die über die nötigen diagnostischen, therapeutischen und personellen Ressourcen verfügen.
Wie hoch sind die Kosten? Bezahlen die Krankenkassen die Behandlung?
Wie teuer eine Behandlung sein wird, ist noch nicht bekannt. In den USA betragen die Kosten für das Medikament allein 26.500 Dollar im Jahr, das sind umgerechnet knapp 25.000 Euro. Das beinhaltet noch nicht die Kosten für die Durchführung der Infusionen und der Sicherheits-MRT. Fachleute rechnen damit, dass eine Behandlung auch hierzulande ähnlich teuer sein wird. Der Preis für ein neu zugelassenes Medikament wird für das erste Jahr vom Hersteller festgesetzt. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.
Quelle: Alzheimer Forschung Initiative e.V.