Amöbe löst Enzephalitis aus

(kib) Im Umgang mit rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch ist Vorsicht geboten, drohen doch Infektionen mit Salmonellen oder EHEC. Doch auch die Amöbe Balamuthia mandrillaris ist nicht ungefährlich, wie ein Fallbeispiel zeigt.

30.12.2024

Mettigel mit Nelken, Zwiebeln und Karotten gespickt
© Foto: sterneleben / stock.adobe.com
Anzeige

Tatar, Carpaccio oder Mett – nur frisch und durchgehend gekühlt ist rohes Fleisch ungefährlich. Andernfalls droht eine Magenverstimmung. Doch es kann auch noch anders kommen, zeigt ein Fallbericht aus China über den die Ärzte Zeitung berichtet.

Aktueller Podcast

Der Fall

Ein 35-jähriger Mann wird im Allgemeinkrankenhaus der Volksbefreiungsarmee in Peking untersucht. Er hat seit eineinhalb Monaten Fieber und klagt über Krämpfe im rechten Bein sowie fortschreitende Lähmungserscheinungen in allen vier Extremitäten.

Im MRT zeigt sich eine Enzephalitis, also eine Entzündung des Gehirns. Nach längerer Suche finden die Medizinerinnen und Mediziner die Ursache nach einer Hirnbiopsie: Eine Infektion mit der Amöbe Balamuthia mandrillaris. Die Anamnese ist letztlich nur auffällig für den Verzehr von rohem Fleisch zehn Tage vor Beginn der Beschwerden.

Sehr seltene Erkrankung

B. mandrillaris gehört im Unterschied zum Erreger der klassischen Amöbenruhr (Entamoeba histolytica) zu den „freilebenden Amöben“ oder Wasseramöben. Die Einzeller sind in Staub, Erde und Süßwasserseen anzutreffen. Zusammen mit den verwandten Akanthamöben können sie eine granulomatöse Amöbenenzephalitis (GAE) verursachen.

Solche Erkrankungen sind extrem selten: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden bislang weltweit erst 300 Fälle einer GAE berichtet. Außerdem erfolgt die Übertragung von B. mandrillaris eigentlich primär über die Atemwege oder Hautläsionen mit anschließender Ausbreitung über die Blutbahn, heißt es in der Ärzte Zeitung.

Jüngste Tierstudien deuteten aber auch auf die Aufnahme durch den Magen-Darm-Trakt hin, werden die chinesischen Medizinerinnen und Mediziner zitiert. Sie vermuten, dass der Mann den Erreger über die Mahlzeit mit rohem Fleisch aufgenommen hat, wenngleich sich der genaue Infektionsweg nicht nachvollziehen lässt.

Unspezifische Symptome

Bei einer GAE kommt es unspezifisch zu Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, abnormalem Verhalten und Krampfanfällen. Das MRT zeigt typischerweise ringförmig verstärkende, multifokale oder raumfordernde Läsionen. Da solche Läsionen recht unspezifisch und Labortests oft unauffällig seien, verzögere dies die Diagnose, heißt es in dem Artikel. Oft bleibe nur die Analyse von Gehirnbiopsien. Manchmal haben die Betroffenen auch Hautläsionen, dann kann eine Hautbiopsie die Erreger aufdecken.

Während Akanthamöben bevorzugt Menschen mit Immunschwächen befallen, greift Balamuthia auch gesunde Menschen an. Die GAE verläuft dabei meist schleichend mit einer Reihe unspezifischer Symptome, die schließlich in Krampfanfällen, Lähmungen und Koma enden.

Quelle: Ärzte Zeitung

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *