Apothekenreform: HAV kündigt Widerstand an
Die geplanten Vorhaben führen aus Sicht des HAV zu Verschlechterungen bei der wohnortnahen Versorgung der Menschen sowie der Arzneimittelsicherheit. „Dagegen werden wir im Sinne der Menschen entschieden protestieren und diese sich abzeichnende Scheinreform mit allen Mitteln zu verhindern versuchen“, so der Vorsitzende Holger Seyfarth in einer Pressemitteilung des HAV als Reaktion auf eine Diskussionsveranstaltung im nordhessischen Gudensberg.
Bei dieser diskutierten am Dienstagabend 80 hessische Apothekerinnen und Apotheker mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium (BMG), Edgar Franke, sowie dem zuständigen BMG-Abteilungsleiter Thomas Müller über die geplante Apothekenreform.
Kritik an „Pseudo-Apotheken“
Als ein konkretes Beispiel für die Kritik seitens der Apothekerschaft führte der HAV-Vorsitzende die von Lauterbach geplante Schaffung von „Pseudo-Apotheken“ an. In diesen soll es möglich sein, dass PTA Arzneimittel abgeben, ohne dass eine Apothekerin oder ein Apotheker vor Ort ist. Eine approbierte Person muss lediglich per Video erreichbar sein.
„Das ist eine nicht hinnehmbare Einschränkung in der Versorgung der Bürgerinnen und Bürger, geht zu Lasten der Arzneimittelsicherheit, kann Menschenleben gefährden und hat rein gar nichts mit Telepharmazie zu tun“, kritisierte Seyfarth scharf.
Weiteres Beispiel: Die Reduzierung des Aufschlages auf die Apothekenvergütung von drei Prozent auf zwei Prozent bedeute laut HAV-Meldung für jede Apotheke ein durchschnittliches Ertragsminus von rund 30.000 Euro pro Jahr. „Das sind weitere einschneidende und existenzgefährdende Defizite für die öffentlichen Apotheken, die sich ganz speziell auch bei der Versorgung mit hochpreisigen Arzneimitteln für die Patientinnen und Patienten negativ bemerkbar machen“, sagte der HAV-Vorsitzende.
So protestiert der HAV auf Social Media.
HAV-Vorsitzender: Offensichtliche Verschlechterungspläne
Abschließend erneuerte Seyfarth die Kritik der Apothekerschaft, dass Lauterbach die für die Bevölkerung entscheidenden Fragen noch nicht beantwortet habe: „In welchem Umfang verbessere sich die wohnortnahe Arzneimittelversorgung für die Menschen durch diese offensichtlichen Verschlechterungspläne und wie viele Apotheken in der Fläche siedelten sich durch diese Scheinreform an welchen Standorten an?" Hier bleibe das BMG Antworten weiterhin schuldig, meinte der HAV-Vorsitzende.
Quelle: Hessischer Apothekerverband