Apothekenreform: Lauterbach hält an „Apotheken light" fest

(cnie) Der neue Entwurf für das „Gesetz für eine Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform" sieht 100 abgespeckte „Zweigapotheken" mit kurzen Öffnungszeiten vor. Ebenfalls vorgesehen sind neue Honorierungen und die Einführung der Telepharmazie, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Mittwoch, 12.06.24.

aktualisiert am 25.06.24

12.06.2024

Karl Lauterbach
© Foto: BMG / Jan Pauls
Anzeige

Apotheken müssen künftig weniger lang öffnen als bisher, und sie können ihre Öffnungszeiten freier wählen. Auch ist es nicht länger nötig, dass in Filialapotheken ständig ein Approbierter anwesend ist. Es reicht künftig, wenn er sich per Video zuschaltet, so der Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

Aktueller Podcast

Die Neuerungen gehen aus einem Referentenentwurf zur Apothekenreform hervor, den Lauterbach am Mittwochnachmittag in die Ressortabstimmung mit den anderen Ministerien gegeben hat. Das 49 Seiten starke Papier liegt der FAZ exklusiv vor.

Apotheken ohne Approbierte

Die Zeitung schreibt über Lauterbachs Pläne: In Filialverbünden dürfen Apotheken den Plänen zufolge auch dann öffnen, wenn der approbierte Pharmazeut dort gerade nicht persönlich anwesend ist, sich aber in einer anderen Filiale befindet. Die Versorgung übernimmt dann eine erfahrene PTA. Bei Bedarf kann die abwesende Apothekerin bzw. der abwesende Apotheker die Kundschaft mittels Videochat beraten (Telepharmazie).

„Komplexe Herstellungsprozesse“ von Medikamenten oder die Abgabe von Betäubungsmitteln sind ohne Apothekerpräsenz aber weiterhin nicht erlaubt. Auch muss sich die Apothekenleitung an mindestens acht Wochenstunden in jeder ihrer Filialen sehen lassen.

Weiterhin plant der Gesundheitsminister die Zulassung von rund 100 weniger aufwändig ausgestatteten und noch kürzer geöffneten „Zweigapotheken“ in unterversorgten Regionen.

Umfrage von DAS PTA MAGAZIN: Das halten Sie von den Reformplänen

Wir wollten im Juni von unseren Mitgliedern im PTA Tester-Club wissen: Wie stehen Sie zu Lauterbachs Plänen, Apotheken ohne Approbierte zu erlauben? 296 PTA haben sich an der Online-Umfrage beteiligt. Hier lesen Sie die Ergebnisse.

Schnelltests und Impfungen in der Apotheke

Darüber hinaus dürfen Apotheken demnächst mehr Impfungen anbieten, nicht nur, wie bisher, gegen Grippe und Covid, sondern auch gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung und gegen die FSME. Überdies werden in Apotheken neuerdings Schnelltests auf Influenza-, Noro-, Rota-, RS- und Adenoviren erhältlich sein. 

Verbesserung der Vergütung von Apotheken im ländlichen Raum
 

Lauterbach erhofft sich von dem neuen „Gesetz für eine Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform“ (ApoRG) mehr Beweglichkeit für die Apotheken und eine höhere Attraktivität der pharmazeutischen Berufe. Es gehe um die „Verbesserung der Vergütung von Apotheken im ländlichen Raum“ und darum, „Neugründungen zu erleichtern“, heißt es aus dem Ministerium.

ABDA: Rückschritt statt Fortschritt

Die ABDA erklärte in einer Pressemitteilung zum Referentenentwurf. „Der heute über die FAZ veröffentlichte Referentenentwurf des BMG für eine sogenannte Apothekenreform bedroht die Arzneimittelversorgung der Menschen und ist keine Weiterentwicklung der apothekerlichen Tätigkeit in den Apotheken vor Ort, sondern kommt einem Trojanischen Pferd gleich. Das ist kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt in der Versorgung der Patientinnen und Patienten.“, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening laut Mitteilung am Mittwoch.

BVpta: Stundenweise Vertretung ja, Leitung einer Apotheke nein!

Kritik an Lauterbachs Referentenentwurf kommt auch vom Bundesverband der PTA (BVpta) „So nicht, Herr Minister! Nicht mit uns! Denn wir finden: Wir PTA sind kein billiger Ersatz!“, schreibt BVpta-Vorsitzende Anja Zierath in einer aktuellen Pressemitteilung. Der Verband lehnt die Reformpläne des Bundesgesundheitsministeriums ab: „Stundenweise Vertretung ja, Leitung einer Apotheke nein!”

Quelle: FAZ / ABDA / BVpta

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *