„Apothekenreform“: Schlag ins Gesicht für die Apothekenangestellten

(kib) Die Apothekengewerkschaft Adexa kritisiert den von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgelegten Entwurf zur „Apothekenreform“ als einen Schlag ins Gesicht für alle Apothekenangestellten.

14.06.2024

Aufgeschlagenes Buch und Wort „Reform“ aus Würfeln darübergelegt
© Foto: Frank Täubel / stock.adobe.com
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Apothekenberufe, die gegeneinander ausgespielt werden, Apothekenangestellte, die immer weiter auf auskömmliche und faire Gehälter warten müssen, qualifiziertes Personal, das in andere Branchen abwandert, Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA), die als billige „Ersatz-Filialapothekenleitungen“ verheizt werden, Zwei-Klassen-Apotheken für die Patientinnen und Patienten, letztlich also eine Gefährdung der Versorgungssicherheit: Das ist aus Sicht der Apothekengewerkschaft Adexa die Quintessenz des Referentenentwurfs aus dem Bundesgesundheitsministerium für eine „Apothekenreform“.

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Reformen sind nötig

Die Adexa hält, wie auch alle anderen Akteure im Apothekenbereich, Reformen für nötig. Alle wüssten, dass es ohne Veränderungen nicht gehe, sagt Adexa-Bundesvorstand Andreas May in seinem Kommentar zur „Apothekenreform“.

Doch die nun vorgelegten Pläne seine keine Verbesserungen. Vielmehr verdursten die Vor-Ort-Apotheken Mays Worten zufolge „am ausgestreckten Arm von Minister und Krankenkassen – und werden dabei auch noch mit Herablassung behandelt und mit falschen Versprechungen vertröstet.“

Was sich „Honorar- und Strukturreform“ nennt, sei bestenfalls ein Verschiebebahnhof. Im schlimmsten Fall sei es ein Einstieg in die Apothekenketten: mit ausgedünntem Personal, noch weniger Aufstiegschancen für Apothekerinnen und Apotheker und mit einem vergifteten Angebot für die PTA, viel Verantwortung für wenig Geld in den Zweigapotheken zu übernehmen.

FAQ Apothekenreform

Mit höheren Notdienstpauschalen und flexiblen Öffnungszeiten will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Vor-Ort-Apotheken stärken. Das geht aus dem Referentenentwurf zur Apothekenreform hervor, der DAS PTA MAGAZIN vorliegt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Lauterbachs Plänen im FAQ Apothekenreform.

Düsteres Zukunftsszenario

In dem Kommentar schreibt May weiter: „Wenn das erst einmal Realität ist, lassen sich bessere tariflich Arbeitsbedingungen für Filialleitungen, angestellte Apothekerinnen und Apotheker, aber auch qualifizierte PTA gar nicht mehr durchsetzen. Von den am gesetzlichen Mindestlohn kratzenden PKA ganz zu schweigen. Dann wird es ein großes Hauen und Stechen um immer kleiner werdende Töpfe geben. Andere Branchen wie die Pharmaindustrie oder Verwaltung werden sich über neue hochqualifizierte Mitarbeitende freuen. Junge Apothekerinnen und Apotheker werden sich noch viel stärker überlegen, ob sie eine Selbstständigkeit wagen – wer könnte es ihnen verdenken?“

Es gibt auch Positives

Einige der geplanten Maßnahmen gehen für May grundsätzlich in die richtige Richtung: Eine bessere Vergütung des Nacht- und Notdienstes stärkt die Apotheken in der Fläche, die besonders häufig solche Bereitschaftsdienste übernehmen müssen.

Dass dieses Geld vorübergehend an anderer Stelle abgezweigt wird (nämlich bei den pharmazeutischen Dienstleistungen), gehe kurzfristig in Ordnung. Es sei aber mittel- und langfristig keine tragfähige Strategie für eine bessere Versorgung der alternden Bevölkerung, insbesondere der multimorbiden Patienten. Wie dies mit immer weniger Personal geleistet werden soll, erschließt sich May nicht.

Ein vernünftiger Plan mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die geplante Aufteilungsmöglichkeit der Filialleitung auf zwei Apothekerinnen oder Apotheker, findet May.

Umfrage von DAS PTA MAGAZIN: Das halten Sie von den Reformplänen

Wir wollten im Juni von unseren Mitgliedern im PTA Tester-Club wissen: Wie stehen Sie zu Lauterbachs Plänen, Apotheken ohne Approbierte zu erlauben? 296 PTA haben sich an der Online-Umfrage beteiligt. Hier lesen Sie die Ergebnisse.

Was sind die Perspektiven?

Im weiteren Gesetzgebungsprozess wird Adexa die Argumente und Interessen der Angestellten mit Nachdruck vertreten, kündigte May an. „Und wir werden unser Gesprächsangebot an den Gesundheitsminister erneuern, das dieser mit Verweis auf den bisher fehlenden Referentenentwurf ausgeschlagen hatte.“

Zusammenhalt ist wichtig

May betont: „Wichtig ist, dass sich die Apothekenteams, die Berufsgruppen, nicht auseinanderdividieren, nicht spalten lassen. Nur eine gemeinsame Linie kann jetzt helfen, damit die versprochene Reform nicht die tragenden Elemente aus der Struktur schwächt oder gar ganz herauszieht. Denn was Deutschland braucht, ist eine echte Stärkung für das Apothekensystem und die flächendeckende Arzneimittelversorgung!“

Quelle: Adexa

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