Apothekentrauertag: Schwarzer Protest gegen GKV-Spargesetz
"Wir haben gemerkt, dass Kommunikation sehr wichtig ist, da die Bevölkerung und auch die „kleinen“ Politiker nicht Bescheid wissen, was im Gesundheitssystem gerade passiert. Wir haben von allen Beteiligten und auch den Patienten, die durch den Regelbetrieb dazu kamen, nur positives Feedback zu unserer Aktion und viel Rückenstärkung bekommen!", erklärt Inhaberin Anne-Kathrin Haus gegenüber DAS PTA MAGAZIN. Die Bundesregierung und die Krankenkassen würden auf Kosten der Apotheken sparen, kritisiert die Pharmazeutin.
Bürokratie, Fachkräftemangel, zu wenig Geld
Zum Apothekentrauertag kamen auch Colbitz' Bürgermeister Ralf Ganzer, Verbandsgemeindebürgermeister Thomas Schmette und der Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt Jens-Andreas Münch (rechts auf dem Foto) in die Corvinus-Apotheke, um sich über den Handlungsbedarf der Politik zu informieren. Bei einer Trauerrede gedachte Apothekerin Haus namentlich jeder im letzten Jahr geschlossenen Apotheke in Sachsen-Anhalt und einer Kollegin, die ihre Filiale bereits 2023 schließen wird. Dabei legten die Apothekenmitarbeiter weiße Rosen vor deren Grabsteine. In ihrer Rede thematisierte sie Lieferengpässe, Null-Retaxationen, Personalmangel und den Todesstoß für viele Apotheken: die Erhöhung des Kassenabschlags auf zwei Euro.
Auch in anderen Bundesländern beteiligten sich Apotheken an der Aktion gegen die Sparmaßnahmen. Übrigens war das nicht die erste Aktion dieses Jahr. Im Oktober streikten bereits Apotheken im Saarland und anderen Regionen, um auf das Apothekensterben hinzuweisen.
Bundesweites Apothekensterben
In Sachsen-Anhalt sind in den vergangenen fünf Jahren 41 Apotheken geschlossen worden. Im gleichen Zeitraum wurden zwischen 2017 und 2021 nur elf Apotheken neu eröffnet. Diese Zahlen berichtet die Deutsche Presseagentur unter Berufung auf die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt. Insgesamt gibt es den Angaben zufolge aktuell 567 Apotheken im Land.
Die bürokratischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich in den vergangenen Jahren permanent verschlechtert, sagte der Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, Jens-Andreas Münch, gegenüber der Deutschen Presseagentur. Außerdem gebe es einen erheblichen Personalmangel. Derzeit sei die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung noch nicht gefährdet, so Münch. Die Versorgung müsse jedoch auf immer weniger Schultern verteilt werden.
Bundesweit sieht es laut Zahlen der ABDA ganz ähnlich aus: 2021 mussten in ganz Deutschland 369 Apotheken schließen. 77 wurden im vergangenen Jahr neu eröffnet. Damit ist die Zahl auf rund 18 500 gesunken.
Hier finden Sie einen Beitrag vom MDR über die Aktion in Sachsen-Anhalt.
Quelle: dpa / ABDA