Augen auf bei lichtscheuen Kindern
Eine Dreijährige mit großen Augen dreht sich auf dem Wickeltisch vom Licht weg, kneift die Augen stark zusammen und blinzelt viel. Als sie dann auch nicht mehr richtig wächst, gehen die Eltern zum Arzt. Es fällt auf: Eins ihrer Augen ist ein wenig getrübt.
Daraufhin gehen die Eltern zum Augenarzt: Das Mädchen hat ein Glaukom. Von diesem Fallbeispiel berichtete Professor Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, vergangene Woche bei einer virtuellen Pressekonferenz der Stiftung Auge. Er ist Vorstandsmitglied der Stiftung.
Selten, aber möglich
Glaukome kommen vor dem 45. Lebensjahr praktisch nicht vor, erinnert Pfeiffer und fügt hinzu, „aber es gibt sie eben auch mal angeboren oder sehr frühkindlich erworben.“ Beim Grünen Star ist das Abfließen des Kammerwassers gestört, sodass der Druck im Auge steigt.
Während bei älteren Menschen die Augen aber schon hart seien und ihre Form beibehalten, wirke sich das bei Kindern, deren Augen noch auf Wachstum angelegt seien, anders aus: Ihre Augen werden als Reaktion auf den hohen Innendruck größer, „soweit bis die Hüllen gedehnt sind, bis die Hornhaut trübe wird“. Der hohe Augeninnendruck sei unangenehm für die Kinder, soweit, dass sie nicht mehr richtig äßen und nicht mehr „gedeihen“ würden.
„Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“
„Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, betonte Pfeiffer – das Glaukom beim Kind ist heilbar. Allerdings werde es oft spät entdeckt, manchmal erst in der Schule. Dann werde häufig eine Lese- oder Schreibschwäche vermutet, wenn das Kind nicht mehr mitkommt und sich nach vorne setzt.
Dann sei die Hornhaut des Auges bereits trübe geworden und ein großer Teil des Sehvermögens verloren. Kinder mit anderen Augenkrankheiten, zum Beispiel Linsentrübungen oder Diabetes, mit Elternteilen, die selbst Glaukome haben oder eng miteinander verwandt sind, haben ein erhöhtes Risiko.
Durch eine Operation, bei der die Abflusskanäle für das Kammerwasser eröffnet werden, kann das Glaukom bei Kindern geheilt werden. Das Verfahren wurde verbessert mit der 360-Grad-Trabekulotomie, informierte Pfeiffer. Damit seien die Erfolgschancen größer geworden.
Die Operation sei allerdings technisch herausfordernd und würde nur an wenigen Augenkliniken angeboten. Er empfahl das Deutsche Kinder-Glaukomzentrum in Mainz, wo auch ein deutschlandweites Register geführt werde.
Quelle: Ärzte Zeitung