Babesiose durch Zeckenstich

(kib) Der gemeine Holzbock überträgt auch ungewöhnlichere Erreger als die allseits bekannten Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren und Borrelien. So können grippeähnliche Symptome auch auf eine Babesiose hinweisen.

10.08.2021

Zecke auf einem Arm
© Foto: Tetiana Garkusha / Getty Images / iStock
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Neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und der Borreliose übertragen Zecken der Art Ixodes auch Erreger seltenerer Krankheiten, wie beispielsweise der Babesiose. In Europa treten sporadisch vor allem die humanpathogenen Spezies Babesia (B.) divergens und B. venatorum auf. Im Nordosten der USA wurden Infektionen mit B. microti beschrieben.

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Die Parasiten werden über den Speichel beim Stich auf Mensch und Tier übertragen, dringen in die Erythrozyten ein, wo sie sich vermehren. Die daraus hervorgehenden Merozoiten nehmen an Größe zu und lysieren die roten Blutkörperchen, woraufhin die freigesetzten Parasiten weitere Erythrozyten befallen.

Ein anderer Übertragungsweg, bei dem in Einzelfällen eine Inkubationszeit von bis zu sechs Monaten beobachtet wurde, ist die Bluttransfusion.

Antikörperuntersuchungen belegen, dass eine Infektion mit Babesia bei den meisten Menschen asymptomatisch verläuft. Treten allerdings in Verbindung mit einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome auf, sollte vor allem bei Patienten mit einer Funktionsunfähigkeit der Milz (Asplenie) oder Immunschwäche eine Babesiose in Betracht gezogen werden. In diesem Fall stellen sich nach ein bis drei Wochen plötzlich malariaähnliche Symptome ein, meist mit Kopfschmerzen, zu denen sich Fieber, Diarrhö, Appetitlosigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen und Tachykardie gesellen.

Ein chronischer Verlauf geht bei Menschen ohne Immunsuppression überwiegend mit Übelkeit, Fieber sowie Kopf- und Gelenkschmerzen ein.

Krankheitsbild Babesiose

Erreger: einzellige Eukaryonten der Gattung Apicomplexa, die durch einen Stich von Ixodes-Zecken übertragen werden.

Symptome: Kopfschmerzen, Fieber, Diarrhö, Appetitlosigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen und Tachykardie.

Therapie: Als erste Wahl gilt eine orale Kombitherapie aus Clindamycin und Chinin-Base.

Ohne Therapie verläuft die akute Erkrankung meist tödlich, da bei Immunschwäche innerhalb kürzester Zeit bis zu 85 Prozent der Erythrozyten befallen sein können. Ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben neben den oben genannten Risikogruppen auch Alte, Neugeborene sowie Personen mit HIV, malignen Grunderkrankungen oder schweren kardialen, hepatologischen oder hämatologischen Komorbiditäten.

Spezies-Bestimmung über PCR

Die genaue Bestimmung der Spezies erfolgt über die PCR. Antikörper gegen Babesien sind mittels Immunfluoreszenztest frühestens zehn Tage nach der Infektion nachweisbar. Beim chronischen Verlauf sind sie oft die einzige Nachweismöglichkeit. Differenzialdiagnostisch abzugrenzen sind unter anderem die Malaria und die Leptospirose.

Patienten mit schweren Verlaufsformen müssen intensivmedizinisch versorgt werden. Als Mittel der ersten Wahl gilt eine orale Kombinationstherapie aus Clindamycin und Chinin-Base über sieben bis zehn Tage. Alternativ wird auch die Kombination Atovaquon plus Azithromycin eingesetzt, die wegen des günstigeren Nebenwirkungsprofils für leichtere Verläufe durch B. microti und B. venatorum empfohlen wird. Bei ausgeprägter Parasitämie können zudem Austauschtransfusionen hilfreich sein.

Quelle: Ärzte Zeitung

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