Beckenbodentraining: Urinierstopps eher schädlich

(fast) Unterbrechen Frauen auf der Toilette absichtlich den Harnstrahl, um ihre Beckenbodenmuskulatur zu trainieren, kann das deutliche Nebenwirkungen haben: Das Restharnvolumen wird erhöht, der maximale Urinfluss reduziert sich.

16.10.2019

Frau, die mit heruntergelassener Jeans auf der Toilette sitzt.
© Foto: lulu / stock.adobe.com
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Das berichten Urologen vom Hôpital Tenon in Paris. Die Ärzte kamen zu diesem Schluss, nachdem sie die Auswirkungen eines Miktionsstopps bei 20 gesunden Probandinnen untersucht hatten. Die Frauen im Durchschnittsalter von 39 Jahren und mit einem BMI von im Mittel 21 wurden zu jeweils zwei Harnflussmessungen gebeten.

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Bei der einen Messung urinierten sie ganz normal bis zur kompletten Blasenentleerung, bei der anderen unterbrachen sie alle drei Sekunden kurz den Harnstrahl. Dabei sollten die Frauen erst bei deutlichem Harndrang zur Toilette gehen. Per Zufall wurde entschieden, ob zuerst eine normale oder eine unterbrochene Miktion vorgesehen war. Danach bestimmten die Ärzte die üblichen Miktionsparameter und per Ultraschall das Restharnvolumen der Blase.

Die Ultraschalluntersuchung ergab ein fast fünffach höheres Restharnvolumen nach der unterbrochenen Miktion (37 vs. 8 ml). Fünf der Frauen mit deutlichem Restharnvolumen nach der unterbrochenen Miktion hatten überhaupt kein Restharnvolumen nach dem normalen Toilettengang. Mit den Unterbrechungen benötigten die Frauen 56 Sekunden für die Entleerung, ohne knapp 30 Sekunden.

Der maximale Harnfluss war bei der unterbrochenen Miktion signifikant geringer (18 vs. 27 ml/min). Zum Teil waren die Intervalle von drei Sekunden beim Wasserlassen wohl zu kurz, um den maximalen Harnfluss zu erreichen, zum Teil lag es wohl an dem hemmenden Perineodetrusorreflex, vermuten die Ärzte.

Da mit dem Restharnvolumen auch die Infektionsgefahr steigt, seien Beckenbodenübungen mit unterbrochener Miktion nicht zu empfehlen, warnen die Ärzte. Zudem könnten solche Übungen eine funktionelle Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie auslösen. Auch gebe es bislang keine Hinweise, dass die Prozedur der Muskulatur nützt oder einer Harninkontinenz vorbeugt.

Quelle: Ärzte Zeitung

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