Blutdrucksenker: Besser morgens oder abends einnehmen?
Während es 2019 noch hieß: „Blutdrucksenker am besten abends einnehmen“, kommt die aktuelle TIME-Studie zu dem Schluss, dass die Einnahmezeit egal ist. Die Ergebnisse wurden bereits im August dieses Jahres bei der europäischen Kardiologentagung präsentiert und jetzt in The Lancet publiziert.
An der TIME-Studie beteiligten sich 21.104 Erwachsene aus der Primär- und Sekundärversorgung, die mindestens ein Antihypertensivum einnahmen. Sie waren im Verhältnis 1:1 randomisiert und nahmen alle Hochdrucktabletten entweder morgens (zwischen 6 und 10 Uhr) oder abends (zwischen 20 und 24 Uhr) ein.
Primärer Endpunkt der Studie waren Krankenhausaufnahme wegen Herzinfarkt oder Schlaganfall oder vaskulär bedingter Tod. Die Beobachtungszeit betrug im Median 5,2 Jahre. In dieser Zeit trat der primäre Endpunkt in der Morgengruppe bei 3,7 Prozent (0,72 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, PJ) und in der Abendgruppe bei 3,4 Prozent auf (0,69 Ereignisse pro 100 PJ); die Differenz ist statistisch nicht relevant.
Entscheidend ist, dass die Blutdrucksenker eingenommen werden!
Auch mit Blick auf die einzelnen Ereignisse des primären Endpunkts sowie hinsichtlich Gesamtmortalität beziehungsweise Hospitalisierung oder Tod wegen Herzinsuffizienz konnte zwischen beiden Einnahmezeiten kein Unterschied festgestellt werden. Die Gleichwertigkeit von morgendlicher und abendlicher Einnahme zeigte sich in allen vordefinierten Patientengruppen, unabhängig von Geschlecht, Alter, kardiovaskulärer Vorerkrankung, Diabetes sowie Art und Zahl der Antihypertensiva.
Zudem verursachte die abendliche Einnahme keinen Schaden, etwa in Form von vermehrten nächtlichen Stürzen. Überraschenderweise ereigneten sich in der Morgengruppe Stürze etwas häufiger.
Empfehlungen zur Einnahme von Antihypertensiva
- Blutdrucksenker müssen regelmäßig eingenommen werden.
- Der Zeitpunkt sollte dem Patienten gut passen.
- Erfahrungsgemäß ist die Adhärenz am Morgen etwas besser als am Abend.
Patienten bei der Stange halten
Laut den Autoren der TIME-Studie gibt diese die definitive Antwort auf die Frage nach der optimalen Einnahmezeit. „Die Take-Home-Message ist, dass Patienten dahingehend beraten werden können, dass sie ihre Blutdrucksenker zu dem Zeitpunkt einnehmen, der ihnen am besten passt und der das Risiko unerwünschter Wirkungen gering hält.“
Diese Empfehlung würde Oliver Vonend vom Nierenzentrum Wiesbaden und Vorstandsmitglied der Deutschen Hochdruckliga e. V. „absolut unterschreiben“. Für ihn ist „das Entscheidende, dass die Blutdrucksenker eingenommen werden“.
Denn die Adhärenz in der Hochdrucktherapie sei immer noch katastrophal. Nach drei Jahren würde nur jeder Zweite seine Medikamente noch einnehmen. „Wir müssen mit den Patienten und Patientinnen die Wichtigkeit der regelmäßigen Einnahme besprechen, und das Schöne ist, dass wir jetzt wissen, dass es egal ist, zu welcher Tageszeit sie das tun.“ Erfahrungsgemäß sei die Adhärenz morgens generell etwas besser als abends.
Quelle: Ärzte Zeitung