Bluthochdruck trifft auch schon Kinder
„Hoher Blutdruck ist bei Erwachsenen einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gilt weltweit als eine der führenden Ursachen für Todesfälle durch Herzinfarkt, Schlaganfälle oder Nierenversagen”, erläutert der Münchner Kinder- und Jugendarzt Prof. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Bei Kindern kommt er zwar deutlich seltener vor als bei Erwachsenen, doch auch bei ihnen ist er nicht weniger gefährlich. Ein Bluthochdruck im Kindesalter gilt nämlich als mitbestimmend für die Höhe des Blutdrucks und deren Folgen im weiteren Verlauf des Lebens”.
Wie viele Kinder sind von Bluthochdruck betroffen?
Laut Angaben der Deutschen Hochdruckliga haben etwa drei Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland einen zu hohen Blutdruck. Das sind etwa 400.000 betroffene Heranwachsende. Bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht liegt die Rate sogar noch höher: Unter ihnen haben bis zu 25 Prozent eine Hypertonie.
Bei Jungen häufiger als bei Mädchen
Vor allem in der Pubertät werden immer öfter bedenkliche Blutdruckwerte gemessen, wobei Jungen drei bis vier Mal häufiger betroffen sind als Mädchen, heißt es in der Mitteilung der Stiftung Kindergesundheit. Das Gefährliche dabei ist: Wie bei den Erwachsenen äußert sich ein zu hoher Blutdruck auch bei Kindern und Jugendlichen nicht mit eindeutigen Krankheitszeichen. Er verläuft fatalerweise lange, meist ohne spürbare Beschwerden und besonders im Kindesalter fehlen die Symptome oft völlig.
Nur manchmal geben Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindelgefühle, Nasenbluten, schnelle Ermüdbarkeit, starker Durst, Lern- und Konzentrationsstörungen dem Kinder- und Jugendarzt einen Hinweis auf den bestehenden Hochdruck.
Regelmäßig messen ab dem 3. Lebensjahr
Um die gefährlichen Folgen hohen Blutdrucks zu verhindern, wären regelmäßige Messungen des Blutdrucks schon bei Kindern vom dritten Lebensjahr an etwa alle zwei Jahre empfehlenswert und nützlich, betont die Stiftung Kindergesundheit, und bezieht sich damit auf eine Empfehlung der Europäischen Gesellschaft für Bluthochdruck. Derzeit ist erstmalig bei der Vorsorgeuntersuchung J1, der Jugendgesundheitsuntersuchung, eine Blutdruckmessung vorgesehen.
Engmaschige Kontrolle bei Risikokindern
Bei besonders gefährdeten Kindern sollte der Blutdruck noch häufiger kontrolliert werden, empfiehlt Koletzko. Dazu zählen:
- Kinder mit Übergewicht
- Kinder mit einem erhöhten Blutfettspiegel (Hypercholesterinämie)
- Kinder mit einer bekannten oder vermuteten Erkrankung des Herzens oder der Nieren
- Kinder, in deren Familie hoher Blutdruck gehäuft vorkommt
- Kinder, deren Eltern vor dem 60. Lebensjahr einen Herzinfarkt erlitten oder
- vor dem 70. Lebensjahr einen Hirnschlag erlitten haben.
Tipps zur Blutdruckmessung
Am gebräuchlichsten ist die Messung des Blutdrucks mit einer aufblasbaren Gummimanschette am Oberarm, bei kleineren Kindern auch am Unterarm oder am Unterschenkel. Zu beachten ist, dass Umfang und Länge der Oberarme bei Kindern unterschiedlich sind, so dass entsprechend verschieden breite Druckmanschetten benutzt werden müssen.
Bei unruhigen und schreienden Kindern fallen die Messwerte oft zu hoch aus. Medizinische Fachkräfte brauchen deshalb viel Geduld und meistens auch die Hilfe der Eltern. Bei einem verdächtigen Befund muss die Messung wiederholt werden.
Wichtig zu wissen: Anders als bei Erwachsenen gibt es keine allgemein gültigen Normalwerte des Blutdrucks für alle Kinder. Die Blutdruckwerte, die bei Kindern und Jugendlichen als normal und somit als gesund gelten, sind nicht nur bei Jungen und Mädchen unterschiedlich, sondern hängen auch von Alter, Körpergröße und Gewicht des Kindes ab.
Quelle: IDW