Blutzuckerteststreifen auf Abwegen

(kib) Blutzuckerteststreifen sind ein wichtiges Instrument für einen insulinpflichtigen Diabetiker, um im Rahmen des Therapie-Selbstmanagements permanent den Blutzuckerwert zu kontrollieren. Wie Wissenschaftler von der Fachhochschule Bielefeld berichten, werden die Streifen auch in Online-Handelsportalen von privaten Verkäufern angeboten. Wer diese sind und wer die Streifen kauft, dem gingen die Forscher nach.

14.09.2017

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© Foto: juanrvelasco / stock.adobe.com
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Ein durchschnittlich realisierter Verkaufspreis in Höhe von rund 18,50 Euro für eine Packung mit 50 Teststreifen ließe den Verdacht aufkommen, so Prof. Dr. Heiko Burchert von der Fachhochschule Bielefeld, dass diese Teststreifen zuvor nicht selbst käuflich erworben wurden und nun weiterverkauft werden.

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Es stelle sich also die Frage nach der Herkunft der Teststreifen. Als eine Quelle kämen Diabetiker in Frage, die die für ihr Therapie-Selbstmanagement erhaltenen und von ihrer Krankenkasse erstatteten Teststreifen weiterverkaufen, statt sie selbst zu nutzen.

Weitere Verkäufergruppen finden sich „nahe am Diabetiker“ unter den Mitarbeitern von Pflegediensten und -heimen oder in diabetologischen Schwerpunktpraxen. Ihnen gemein ist das Interesse an einem Nebeneinkommen, heißt es in einer Mitteilung der Fachhochschule. Während ein Diabetiker mit dem Verkauf seiner Teststreifen im Jahr zwischen 200 und 300 Euro verdient, liegt der Spitzenverdiener bei 18.000 Euro pro Jahr, so Burchert.

Auch die Käufer dieser Teststreifen lassen sich benennen. Neben den nicht insulinpflichtigen Typ-2-Diabetikern, welche über ihre gesetzlichen Krankenversicherungen keine Teststreifen bereitgestellt bekommen, sondern sie selber kaufen müssen, sind das insbesondere Privatpatienten, die einen Tarif gewählt haben, in in welchem die Arzneimittelkosten ausgespart sind.

Nach mehrjährigen Analysen liegen Daten über die Dimensionen dieses Schwarzmarktes und seiner Entwicklung vor und wurden bereits schrittweise veröffentlicht. Antworten auf sich daraus ergebende Fragen sollten dringend gefunden werden, fordert Professor Burchert und ergänzt: “Denn wenn davon ausgegangen werden kann, dass aktuell knapp 13.000 private Verkäufer (Stand August 2017) jährlich rund 27,7 Millionen Teststreifen in Deutschland verkaufen, dann lässt sich darin auch ein ernster finanzieller Schaden für die gesetzlichen Krankenversicherungen in Höhe von rund 15 Millionen Euro pro Jahr erkennen.“

Und diese haben ein Eigeninteresse daran, den unkontrollierten Onlinehandel mit Blutzuckerteststreifen zu unterbinden. Nicht zuletzt tragen sie auf diesem Weg zur Subventionierung der Privatpatienten bei.

Quelle: IDW

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