Boni spielen nicht mal zweite Geige

(cw/kib) Nach dem Rx-Boni-Urteil des Europäischen Gerichtshofes will der Gesetzgeber den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland wieder abschaffen. Doch hält die Begründung dieses Verbotsvorhabens – Versandapotheken gewönnen mittels Rx-Boni Marktanteile zulasten kleiner Apotheken in versorgungskritischen Lagen – einer empirischen Überprüfung stand?

15.02.2017

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© Foto: K.-U. Häßler / Fotolia
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Fragt man die Verbraucher, scheint es jedenfalls nicht wirklich viel Grund zur Sorge zu geben: Für die meisten wären Rx-Rabatte kein Grund, bei Versandapotheken einzukaufen. Das geht aus einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung des Meinungsforschers Kantar EMNID im Auftrag des Pharmaunternehmens Abbvie Deutschland hervor. Erhebungszeitraum war Ende November 2016.

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Demnach würden 25 Prozent derjenigen, die bisher nicht bei Versandapotheken bestellen, dort ordern, sobald es Rx-Rabatte gäbe. 69 Prozent würden dort auch weiterhin nicht einkaufen, heißt es. Dabei gaben 78 Prozent der 1000 Befragten an, grundsätzlich "nie" in Versandapotheken einzukaufen, während umgekehrt nur zwei Prozent "ausschließlich" in Versandapotheken ordern.

Laut Umfrage kaufen 93 Prozent derjenigen, die sich als Versandkunden outeten, vor allem OTC-Präparate, nur 17 Prozent beziehen dort auch verschreibungspflichtige Medikamente.

Bei Apotheken präferieren die Befragten Wohnortnähe (84 %), Beratung (84 %), Sicherheit vor Fälschungen (79 %) sowie die Notfallversorgung (79 %) oder Hinweise auf Wechselwirkungen bei Polymedikation (72 %).

Zuzahlungs-Befreiung rangiert mit 56 Prozent Zustimmung erst an sechster Stelle der Wunschliste gegenüber Apotheken, gefolgt von "Rabatten" (42 %). Freilich: Für diejenigen, die im Versand kaufen, sind "günstigere Preise" ausschlaggebendes Kriterium der Online-Order (73 %).

Prinzipiell halten lediglich 34 Prozent der Befragten Rezept-Boni durch Versandapotheken für vorteilhaft. Dagegen überwiegen für 55 Prozent die Nachteile, weil es dadurch – so die vorformulierte Auslegungshilfe – "langfristig weniger Apotheken vor Ort geben könnte".

Quelle: Ärzte Zeitung

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