Brillen-Flora: das Miniversum vor der Nase

(kib) Die Hochschule Furtwangen hat die nach eigenen Angaben weltweit erste molekularbiologische Studie zur bakteriellen Besiedlung von getragenen Brillen veröffentlicht.

14.04.2020

Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaft an verschiedenen Stellen getragener Brillen. Jede Farbe steht für eine andere Gattung von Bakterien
© Foto: Hochschule Furtwangen
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In der Studie wurden 30 im Hochschulumfeld getragene Brillen an jeweils drei Stellen analysiert: Gläsern, Ohrbügeln und Nasenpolstern. Insgesamt wurden dabei 5232 verschiedene Arten und 665 Gattungen von Bakterien entdeckt.

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Die höchste Artenvielfalt zeigten die Brillengläser, die geringste die Nasenpolster. Generell dominierten Haut- und Schleimhautbakterien, die über die Gesichtshaut, die Hände oder Mund und Nase – beim Atmen oder Brilleputzen durch Hauchen – auf die Brille gelangen, wie Cutibakterien, Corynebakterien oder Staphylokokken.

Gerade auf den Gläsern fanden sich aber auch typische Umweltkeime, wie Pseudomonaden, die über die Luft dorthin gelangen können. Mehr als 80 Prozent der 13 am häufigsten identifizierten Arten sind potenziell pathogen und können gerade bei empfindlichen Menschen Infektionen auslösen, auch im Augenbereich.

Die Studie liefert eine umfassende Grundlage für eine bessere Beurteilung von Brillen als Keimüberträgern, gerade im klinischen Bereich. Folgestudien werden zeigen, inwieweit Brillen eine Rolle als Keimreservoir bei wiederkehrenden Augeninfektionen und der Übertragung antibiotikaresistenter Bakterien spielen könnten. Weiterhin unterstreicht sie die Notwendigkeit passender Hygienemaßnahmen für Menschen, die beruflich viel mit Brillen fremder Personen zu tun haben, wie Augenärzte oder Optiker.

In einer vorangegangenen Studie der Arbeitsgruppe wurde bereits gezeigt, dass sich die bakterielle Belastung auf Brillen durch eine feuchte Reinigung, etwa mit Brillenreinigungstüchern, um circa 95 Prozent reduzieren lässt. „Eine feuchte Reinigung mit alkoholischen oder tensidhaltigen Brillenreinigungstüchern oder einfach mit Wasser und Spülmittel ist nach aktuellem Wissensstand auch eine sinnvolle Strategie zur Entfernung von Corona- und anderen Viren auf der Brille, nachdem man Kontakt mit hustenden Menschen gehabt hat“, erklären die Forscher.

Quelle: IDW

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