BVpta: Apotheker schießen Eigentor
„Ein schlimmeres Eigentor konnten die ApothekervertreterInnen nicht schießen“, resümiert der BVpta-Vorstand und gibt zu bedenken, dass der weitaus größte Teil der Arzneimittelabgaben inklusive umfassender Kundenberatung sowie der Herstellung von Rezepturen in den Apotheken durch PTA geleistet wird. „Genau das sind aber die entscheidenden Kernkompetenzen, die immer wieder zu Recht angeführt werden, um die Unverzichtbarkeit der Vor-Ort-Apotheken für eine sichere und wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu begründen. Wer die Notwendigkeit einer inhaltlich ausgebauten und längeren PTA-Ausbildung zur Professionalisierung negiert, stellt sich nicht nur gegen eine notwendige Reform, sondern sägt damit auch an seinem eigenen Ast. In einer Zeit, in der in Berlin gleichzeitig ebenfalls kontrovers über ein Apothekengesetz diskutiert wird, spricht dies nicht gerade für politisches Gespür und Weitsicht“, heißt es in einer Stellungnahme des Bundesverbandes der PTA.
BVpta: Längere Ausbilung wertet den PTA-Beruf auf
Gegen die dreijährige Ausbildungszeit sei damit argumentiert worden, dass kein Widerspruch darin liege, ein Mehr an Inhalten und Aufgaben in weniger Unterrichtszeit zu vermitteln. Und für andere Gesundheitsfachberufe gälten eben andere Inhalte, die eine längere Ausbildungszeit erforderten, bei PTA hingegen nicht. Eine Erweiterung der Lerninhalte könne mit einer bloßen Verschiebung der bisherigen Inhalte ohne Mehrstunden aufgefangen werden – eine Einschätzung, die nach Ansicht des BVpta an den realen Anforderungen künftiger BerufsanfängerInnen vorbeigeht.
Als weiteres Gegenargument komme zudem der erhöhte organisatorische Aufwand der Schulen hinzu, der im Fall einer Umstellung entstehe. Dies sei zwar kurzfristig zur Einführung sicher richtig, trägt jedoch nach Ansicht des BVpta nicht als Argument für eine Ablehnung der nötigen Verlängerung. Die Wichtigkeit einer Angleichung und Aufwertung des Berufes zur Gewinnung von qualifizierten Schülern für die Ausbildung wurde laut BVpta von den Vertretern der Apotheker und der PTA-Schulen als nicht notwendig erachtet.
Dies erscheine umso unverständlicher, lautet die Zielsetzung des PTA-Reformgesetzes doch schließlich, die Attraktivität und Wertigkeit des PTA-Berufes zu fördern, um so dem schon jetzt dramatischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Mit einer solchen Haltung wird jedoch das Gegenteil erreicht!“, warnt der Vorstand des BVpta. „Schon jetzt entscheiden sich viele erst gar nicht für eine PTA-Ausbildung, oder PTA kehren den Apotheken nach kurzer Berufszeit den Rücken zugunsten anderer Arbeitgeber, die ihnen insgesamt mehr Wertschätzung entgegenbringen. Wir hätten schon erwartet, dass die Vertreter der Apotheken uns PTA bei diesen berechtigten Reformforderungen zur Ausbildungsverlängerung auch im eigenen Interesse unterstützen.“
Apothekerin nennt PTA „Mädels“
Wie wenig Respekt dem für die Apotheken so wichtigen und anzahlmäßig den Apothekern überlegenen Berufstand der PTA teilweise entgegengebracht wird, erfuhr der BVpta einmal mehr während der Anhörung: So titulierte eine Vertreterin der Apothekerschaft PTA wiederholt als „Mädels“. Auch wenn dies nicht die Gesinnung aller Arbeitgeber in der Apotheke repräsentieren mag oder lächelnd abgetan wird, so ist eine solche Signalwirkung während einer sachlichen Anhörung des BMG schlicht inakzeptabel.
Auch wenn das PTA-Reformgesetz noch nicht final stehe, so sei die Marschrichtung nach dieser Anhörung absehbar, so das Fazit des BVpta. Bei aller Enttäuschung darüber bliebe dennoch stets der Blick nach vorn. Vor allem in Richtung einer Mobilisierung des Potenzials an zukunftsorientierten Apothekern, die sich die kompetente Arbeitskraft einer verantwortungsbewussten und lernbereiten PTA sichern wollen. Dies verlange künftig nach mehr Unterstützung bei qualifizierter, berufsbegleitender Fort- und Weiterbildung und mehr Anerkennung von Leistung – Belange, für die sich der BVpta auch künftig mit aller Kraft einsetzen wird. Denn eine Wertschätzung sollte, wie in einer guten Beziehung, gleichermaßen immer in beide Richtungen stattfinden. So bleibt der Bundesverband an einer für beide Seiten notwendigen und gewinnbringenden Kooperation mit der Apothekerschaft interessiert, um die Apotheke als attraktiven und zukunftsorientierten Arbeitsplatz zu sichern.
Quelle: BVpta