Chlamydien: Gierig nach Glutamin

(fast) Wenn Chlamydien sich in der Zelle eines Menschen vermehren wollen, brauchen sie Glutamin. Ein Würzburger Forschungsteam hat geklärt, wie sich die Bakterien diesen Stoff beschaffen und so vielleicht einen neuen medikamentösen Angriffspunkt entdeckt.

06.08.2020

Links ruhende Chlamydien (helle Kreise), die ohne Glutamin gehalten werden. Nach der Zugabe von Glutamin (rechts) gehen die Bakterien in die Teilungsstadien über (dunklere Kreise).
© Foto: Lehrstuhl für Mikrobiologie Universität Würzburg
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Chlamydien sind Bakterien, die Geschlechtskrankheiten auslösen. Im Menschen können sie nur überleben, wenn sie in seine Zellen eindringen. Denn nur dort finden sie das nötige Baumaterial für ihre Vermehrung. Und die geht auf relativ simple Weise vor sich: Die Bakterien errichten ein kleines Bläschen in der Zelle und teilen sich darin über mehrere Generationen hinweg.

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Die Forscher der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) haben nun den entscheidenden Schritt entdeckt, der die Vermehrung der Bakterien einleitet. Das ist wichtig, weil gerade dieser ein guter Angriffspunkt für Medikamente sein dürfte. Bei den Chlamydien besteht der erste Schritt darin, dass sie den Stoffwechsel ihrer menschlichen Wirtszellen umprogrammieren. Die Zellen importieren daraufhin verstärkt die Aminosäure Glutamin aus ihrer Umgebung. Klappt das nicht, etwa weil das Glutamin-Importsystem nicht funktioniert, dann können sich die bakteriellen Erreger nicht mehr vermehren, erklären die Wissenschaftler im Fachjournal Nature Microbiology.

Als nächstes möchte das JMU-Team die Frage klären, welche Bedeutung der Glutaminstoffwechsel bei der chronischen Infektion mit Chlamydien hat. Daraus ergeben sich vielleicht Hinweise, mit denen man die Entstehung schwerer Erkrankungen in Folge der Infektion besser verstehen kann.

Quelle: idw

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