Chronisch darmkrank – wie ernähren?
Die Leitlinie wurde grundlegend aktualisiert und basiert auf der aktuellen Leitlinie der European Society for Clinical Nutrition and Metabolism. Im Vergleich zur vorherigen Leitlinie aus dem Jahr 2014 sind 47 von 62 Empfehlungen neu. Federführend bei der Erstellung war die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin, die auch als Herausgeber fungiert.
Die Leitlinie macht deutlich, dass eine fachgerechte ernährungsmedizinische Diagnostik, Ernährungstherapie und Gewichtskontrolle sowie orale Trinknahrung und oral/enterale Formula-Nahrung eine wichtige Rolle in der Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) spielen. Dadurch können der Krankheitsverlauf sowie die Lebensqualität verbessert werden, heißt es in der Zusammenfassung.
Das ist neu – ein Überblick
Ultrahochverarbeiteten Lebensmittel
Die Leitlinie gibt nun auch Empfehlungen zu ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln und Emulgatoren bezüglich der Prävention von CED. Hier stimmen die Autorinnen und Autoren überein, dass ultrahochverarbeitete Lebensmittel und Emulgatoren wie Carboxymethylcellulose mit einem erhöhten CED-Risiko in Verbindung gebracht werden könnten.
Sie empfehlen daher den Verzehr von wenig verarbeiteten Lebensmitteln. In der Remissionsphase wird die mediterrane Ernährung empfohlen.
Adipositas als Risikofaktor
In der Vergangenheit wurden Übergewicht und Adipositas nicht mit CED in Verbindung gebracht. Dies hast sich inzwischen geändert. Auch dem trägt die neue Leitlinie Rechnung. Es wird Folgendes empfohlen: „Auf Normalgewicht sollte geachtet werden, denn Adipositas erhöht das Risiko, einen Morbus Crohn zu entwickeln.“ Die Gewichtsreduktion sollte nur in Phasen einer stabilen Remission erfolgen und dann gemäß den aktuellen Adipositas-Leitlinien.
Energie- und Proteinbedarf
Präzisiert wurden zudem die Empfehlungen zum Energie- und Proteinbedarf. Im Allgemeinen sollte die Energiezufuhr bei Erwachsenen 25 bis 30 Kilokalorien pro Kilogramm Körpergewicht und Tag betragen, da der Energiebedarf von Patientinnen und Patienten mit CED dem der gesunden Bevölkerung ähnlich ist.
In aktiven Krankheitsphasen ist von einem leicht erhöhten Energiebedarf (30 – 35 kcal/kg KG/d) auszugehen. Bei klinischem Verdacht auf einen unterschiedlichen Energiebedarf bei bestimmten Krankheitszuständen sollte der individuelle Energiebedarf mittels indirekter Kalorimetrie und einem individuellen „Aktivitätsfaktor“ bestimmt werden.
Der Proteinbedarf in Remission ist im Allgemeinen nicht erhöht und die Zufuhr sollte ähnlich sein wie bei gesunden Erwachsenen (0,8 – 1,0 g/kg KG/d), lautet die Empfehlung. Allerdings ist der Proteinbedarf bei CED im moderaten bis schweren Schub erhöht. Hier wird empfohlen, die Zufuhr im Vergleich zur Empfehlung für gesunde Erwachsene, zu erhöhen (auf 1,0 – 1,2 g/kg KG/d).
Eisensupplementierung
Neu ist auch die folgende Empfehlung: Eine Eisensupplementierung sollte bei allen Patienten mit CED empfohlen werden, wenn eine Eisenmangelanämie vorliegt. Das Ziel der Eisensupplementierung ist es, die Anämie zu korrigieren und die Eisenspeicher zu normalisieren. Konkretisiert wird zudem, wann Eisen oral und wann intravenös verabreicht werden soll.
Malabsorption
Explizit darauf hingewiesen wird, dass Morbus Crohn von Malabsorption, Fehlverdauung oder Absorptionsstörungen begleitet sein kann. Diese sollten dann ernährungstherapeutisch berücksichtigt werden.
Körperliche Aktivität
Patientinnen und Patienten mit CED sollte ein Ausdauertraining empfohlen werden. Sind Muskelmasse und/oder Muskelleistung verringert, kann zu angemessener körperlicher Aktivität (hauptsächlich Krafttraining) geraten werden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangeren mit CED wird eine orale Folsäuresupplementierung von 400 Mikrogramm pro Tag empfohlen. Das entspricht der Empfehlung für Frauen ohne CED. Der Eisenstatus und der Folatspiegel sollten regelmäßig kontrolliert und bei Mangelzuständen sollten die Mikronährstoffe ergänzt werden.
Bei stillenden CED-Patientinnen sollte der Ernährungszustand regelmäßig kontrolliert und im Falle eines Mangels defizitäre Nahrungsstoffe ergänzt werden.
Quelle: AWMF-Leitlinie