COVID-19: Infektionsrisiko Küssen

(kib) Können das neue Coronavirus oder der Zika-Erreger beim Küssen übertragen werden? Dieser Frage gingen Virologen aus Ulm in einer aktuellen Studie nach. Und entdeckten einen neuen Abwehrmechanismus.

28.08.2020

Pärchen küsst sich
© Foto: mars / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)
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In früheren Studien hatten die Wissenschaftler der Ulmer Universitätsmedizin bereits zeigen können, dass extrazelluläre Vesikel in der menschlichen Samenflüssigkeit die Übertragung über Geschlechtsverkehr für Zika-Viren und verwandte Erreger hemmen.

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Nun wollten sie wissen, ob solche körpereigenen Abwehrmechanismen auch bei der Speichelübertragung des Zika-Erregers oder des neuen Coronavirus aktiv sind.

Dazu haben die Forscher in Laborexperimenten menschlichen Speichel mit dem jeweiligen Virus (SARS-CoV-2 oder Zika-Virus) zusammengebracht. Anschließend wurden Zelllinien sowie primäre Mundschleimhautzellen diesen Gemischen ausgesetzt. Um eine Infektion mit dem jeweiligen Erreger nachzuweisen, haben die Wissenschaftler die Menge der Viren in den Zellen gemessen – mit gegensätzlichen Ergebnissen. Sie fanden nämlich heraus, dass eine Zika-Virus-Infektion bei hoher Speichelkonzentration nahezu ausgeschlossen ist. Für SARS-CoV-2 konnte dieser Effekt nicht nachgewiesen werden.

Die eigentliche Herausforderung bestand jedoch in der Identifikation der Speichelkomponente, die eine Zika-Virus-Übertragung verhindert. Aufgrund ihrer früheren Forschungsergebnisse in Spermaproben lag das besondere Augenmerk der Gruppe auf extrazellulären Vesikeln.

Insgesamt zeigen die Virologen, dass das Zika-Virus in der Lage ist, Zellen der Mundschleimhaut zu infizieren. Allerdings wird eine Infektion – ähnlich wie in menschlichem Sperma – durch die körpereigenen extrazellulären Vesikel im Speichel gehemmt.

Auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus hat dieser Abwehrmechanismus jedoch keinen Einfluss. Demnach scheint die Speichelübertragung beim Zika-Virus keine große Rolle zu spielen, möglicherweise aber bei SARS-CoV-2. Daher raten die Virologen beim Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion vom Küssen ab.

Wie es in der Mitteilung heißt, haben haben die Virenforscher mit extrazellulären Vesikeln eine neue Komponente des menschlichen Immunsystems identifiziert, die ihre Wirkung offenbar in verschiedenen Körperflüssigkeiten entfaltet. Dieser Schutzmechanismus scheint sich spezifisch gegen Eigenschaften von Flaviviren (Zika-Virus, Dengue-Virus, West-Nil-Virus) zu richten. In weiteren Untersuchungen wollen die Forschenden ergründen, worauf dieser Abwehrmechanismus beruht.

Quelle: Universität Ulm

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