COVID-19: Laborwerte bleiben lange auffällig

(hag/fast) Die Laborwerte bei an COVID-19 Erkrankten bleiben noch lange, nachdem die Infektion überstanden ist, auffällig. Besonders trifft das auf junge Menschen zu. Nach den Ursachen wird an der Universitätsmedizin Halle (Saale) aktuell geforscht.

11.08.2020

Reagenzgläser mit durchsichtiger Flüssigkeit, in die eine magentafarbene Lösung getropft wird.
© Foto: Gina Sanders / stock.adobe.com
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Offensichtlich reagiert die Immunabwehr sehr unterschiedlich auf eine Infektion mit SARS-CoV-2. Warum zeigen einige Menschen gar keine oder nur leichte Symptome der von dem Virus verursachten Erkrankung COVID-19? Und warum erkranken manche Menschen so schwer, dass sie beatmet werden müssen oder sogar sterben? Zu Beginn der Infektion kommt es auf eine schnelle Reaktion des erworbenen Immunsystems an, später jedoch darauf, die Immunreaktion unter Kontrolle zu behalten. Noch ist nicht gut verstanden, womit das zusammenhängt.

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Ein Team um Prof. Dr. Mascha Binder von der Universitätsmedizin Halle/Saale hat dazu mehr als 14 Millionen Immunzellen (B- und T- Zellen) untersucht, sowie vor allem deren Oberflächenrezeptoren. B- und T-Zellen sind Lymphozyten (Leukozyten, weiße Blutkörperchen), die zur spezifischen Immunabwehr zählen. Gewonnen haben die Wissenschaftler die Zellen aus Blutproben von COVID-19-Patienten. „Wir vergleichen Proben von Menschen, die leicht erkrankt waren und genesen sind, mit Proben von Patientinnen und Patienten mit schweren Verläufen sowie mit einer akuten Infektion“, berichtet die Fachärztin für Hämatologie und Onkologie, die seit Jahren zum Thema Immuntherapien bei Krebs forscht.

Erstaunlich sei, dass viele junge Patientinnen und Patienten mit milden Verläufen und schneller Erholung auch noch Wochen nach der Ausheilung auffällige Laborwerte zeigten. „Neben überschießend regenerierenden Immunzellen finden sich pathologische Muster in kardiovaskulären Risikofaktoren und in Interferonen. Dies sind bestimmte Botenstoffe, die in der viralen Abwehr eine Rolle spielen, aber auch mit der Vermehrung von Bindegewebsfasern und Vernarbung in bestimmten Geweben wie der Lunge einhergehen können“, erklärt Binder, Direktorin der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV der Universitätsmedizin Halle/Saale. Es sei nicht auszuschließen, dass dadurch das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht wird, gibt die Onkologin zu bedenken. Langzeitbeobachtungsstudien sollen diese Frage klären. Die Daten der Wissenschaftler können zum Beispiel für diagnostische Anwendungen genutzt werden, aber auch zur Entwicklung einer passiven Immuntherapie mit neutralisierenden Antikörpern. Die Ergebnisse hat das Team in dem Fachmagazin „Immunity“ (CellPress) publiziert.

Quelle: Universitätsklinikum Halle (Saale), Med. Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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