COVID-19: Thrombosen als Verdachtsfälle für Impfnebenwirkungen

(kib) Mehrere Länder pausierten am 11.3. vorsorglich die Impfung mit einer Produktionscharge des COVID-19-Vakzin von AstraZeneca. Grund: Es waren vereinzelt Fälle von Blutgerinnseln aufgetreten, einige davon in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung. Nach einer ersten Prüfung hängen die Thrombosefälle wohl aber nicht mit der Impfung zusammen, heißt es von Seiten der Europäischen Arzneimittel Agentur EMA.

12.03.2021

Frau hält sich das Bein an einer entzündeten Stelle
© Foto: Boyloso / Getty Images / iStockphoto
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In einer Pressemitteilung heißt es, dass der für die Bewertung und Sicherheit von Humanarzneimitteln zuständige Pharmakovigilance Risk Assessement Committee (PRAC) der EMA nach erster Prüfung keinen Hinweis finden konnte, der auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Risikosignal und der Impfung hindeutet.

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Die Anzahl von bisher gemeldeten 30 Thrombose-Fällen bei knapp fünf Millionen geimpften Personen im europäischen Wirtschaftsraum stelle keine Häufung gegenüber dem Vorkommen in der Gesamtbevölkerung dar. Thromboembolien treten in Deutschland circa ein bis drei mal pro 1000 Personen und Jahr auf und sind daher relativ häufig. In den präklinischen und klinischen Studien des Impfstoffes AZD1222 von AstraZeneca sind nach Auskunft der Entwickler Blutgerinnungsstörungen bisher nicht als unerwünschte Nebenwirkungen aufgetreten.

Am Abend des 11.3. meldete auch das in Deutschland als oberste Bundesbehörde für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut in einer vorläufigen Bewertung, bislang gebe es „keine Hinweise, dass der Todesfall in Dänemark mit der Corona-Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca in kausaler Verbindung steht. In Übereinstimmung mit der EMA überwiegt aus Sicht des Paul-Ehrlich-Instituts der Nutzen der Impfung die bekannten Risiken.“ In Deutschland seien bis zum 11.3. elf thromboembolische Ereignisse gemeldet worden. Vier Personen seien verstorben. Die aufgetretenen Ereignisse werden weiterhin auf mögliche Ursachen hin intensiv untersucht.

Bei der Berichterstattung über Verdachtsfälle von möglichen seltenen Nebenwirkungen ist zu beachten, dass nach Impfungen häufig in der exponierten Bevölkerung in zeitlichem Zusammenhang zufällig Krankheiten beobachtet werden, die besondere Aufmerksamkeit erfahren. In der überwiegenden Mehrheit haben solche gemeldeten Verdachtsfälle kausal nichts mit den Impfstoffen zu tun.

Zulassungsbehörden haben allerdings die gesetzliche Aufgabe, allen gemeldeten Risikosignalen in jedem Verdachtsfall nachzugehen, sie müssen dabei den Nutzen der Impfungen mit denkbaren Nebenwirkungen abwägen. Bei der individuellen Risikoabwägung sollte auch beachtet werden, dass nach einer COVID-19-Erkrankung bei rund 15 Prozent der SARS-CoV-2-Infizierten thromboembolische Ereignisse auftreten. Das Risiko der Erkrankung ist also auch in der aktuellen Situation mit den denkbaren Risiken einer COVID-19-Impfung abzuwiegen.

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Prof. Dr. Leif-Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung, Charité – Universitätsmedizin Berlin, kommentierte die Maßnahmen wie folgt: „Die ergriffenen Maßnahmen sind selbstverständlich als Vorsichtsmaßnahmen zu verstehen. Allerdings zeigte sich bislang auch nach Gabe von vielen Millionen Impfdosen des AstraZeneca-Impfstoffs zum Beispiel in Großbritannien keine Häufung von thrombotischen Ereignissen unter den Geimpften. Daher ist ein kausaler Zusammenhang zwischen Impfung und Thrombosen eher nicht zu erwarten.“

„Es ist wichtig und richtig, dass allen Ereignissen sehr sorgfältig nachgegangen wird. Das geschieht ja auch durch die zuständigen Behörden. Ich sehe aber aktuell keinen Grund zur Sorge.“

„Aktuell erscheint es mir nicht zielführend über mögliche Pathomechanismen zu spekulieren, da ein kausaler Zusammenhang zwischen Impfung und thromboembolischen Ereignissen nicht wahrscheinlich ist.“

Quelle: Sciencemediacenter

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