Crystal Meth auf dem Vormarsch

(kib) In dem Maß, in dem die Droge Crystal aus Tschechien nach Sachsen kommt, steigt auch die Zahl der abhängigen Frauen, die im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden Kinder zur Welt bringen. Oft noch auf Droge. Das berichtet der Kinderarzt und Neonatologe Dr. Jürgen Dinger auf springermedizin.de

25.07.2016

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© Foto: Nolight - Fotolia
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Methamphetamin ist die korrekte Bezeichnung des synthetisch relativ leicht und billig herzustellenden Stoffes. Die Zahl der Konsumenten, die sich deswegen hilfesuchend an Beratungsstellen in Sachsen wenden, war nach Angaben der Landesstelle gegen die Suchtgefahren im vergangenen Jahr mit knapp 5000 vier Mal höher als im Bundesdurchschnitt.

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Auch die Zahl der von Crystal geschädigten Föten und Neugeborenen ist in Sachsen seit 2007 drastisch gestiegen – im Regierungsbezirk Chemnitz um knapp 400 Prozent, sagt Dinger. "Der Regierungsbezirk Leipzig liegt bei 800 Prozent und der Regierungsbezirk Dresden schießt mit 1000 Prozent den Vogel ab."

In den vergangenen drei Jahren habe es bei landesweit ungefähr 35000 Geburten pro Jahr jeweils zwischen 160 und 180 betroffene Kinder gegeben. Das seien aber nur die nachgewiesenen Fälle, die Dunkelziffer liege hoch. "Ich denke, 50 Prozent müssen wir da mindestens noch einmal draufschlagen", sagt Dinger.

Bei der Geburt komme es im Kreißsaal mit Crystal-Kranken immer wieder zu Problemen, vor allem wenn die Mutter und damit dann auch das Kind unter Drogen stehen. "Wenn die richtig auf Droge sind, ist die Kooperation null. Zudem haben die Frauen unter Drogen eine geringere Schmerz- und Frustrationstoleranz, was zu Aggressivität führe. Im Extremfall müsse unter Vollnarkose mit Kaiserschnitt entbunden werden.

Die Neugeborenen seien "unruhig und zappelig" bis hin zu Krampfzuständen. Habe die Mutter vorher nichts konsumiert, seien sie dagegen vom Verhalten her eher symptomlos. Unabhängig von körperlichen Schädigungen und Entwicklungsstörungen, die man wegen der schlechteren Durchblutung der Gebärmutter beim Kind erwarten könne, sei auch eine spätere Drogenabhängigkeit mehr oder weniger programmiert.

Quelle: SpringerMedizin.de

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