Dauerhaft Cortison fördert Infektionen

(bs/kib) Die langfristige Einnahme von Cortikosteroiden macht anfällig für teilweise lebensbedrohliche Infektionen: Das Risiko ist bereits bei niedrigen Dosierungen erhöht.

05.08.2019

Patient mit Tabletten in der Hand
© Foto: granata68 / stock.adobe.com
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Polymyalgia rheumatica und Riesenzellarteriitis sind in der Primärversorgung die führenden Indikationen für Langzeitbehandlungen mit systemischen Glukokortikoiden. Die meisten Patienten werden mehrere Monate bis Jahre mit mittleren bis hohen Dosierungen behandelt.

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Durch die immunsuppressive Wirkung der Cortikosteroide haben sie in dieser Zeit ein „stark erhöhtes Infektionsrisiko und eine infektionsbedingte Übersterblichkeit“, haben nun Mediziner der Universität Leeds herausgefunden. Gefährdet sind demnach selbst Patienten, die am Tag weniger als fünf Milligramm Prednisolonäquivalent erhalten.

Die Forscher haben Daten von knapp 40000 älteren englischen Hausarztpatienten ausgewertet, bei denen eine Polymyalgia rheumatica (82 %), eine Riesenzellarteriitis (11 %) oder beides (7 %) diagnostiziert worden war. Während der Beobachtungszeit von fast fünf Jahren hatten 56 Prozent der Patienten eine Infektion, die von einem Arzt behandelt wurde; das entsprach einer Quote von 161 Infektionen pro 1000 Personenjahre.

Am häufigsten handelte es sich dabei um Infektionen der unteren Atemwege, Konjunktivitiden und Herpes zoster. Die Infektionen zogen bei jedem vierten Patienten einen Krankenhausaufenthalt nach sich, sieben Prozent starben innerhalb von sieben Tagen nach der Diagnose, an erster Stelle infolge von Pneumonien.

Die Wahrscheinlichkeit, sich eine Infektion zuzuziehen, vergrößerte sich mit der täglichen Dosis an Prednisolonäquivalenten: Nach einem Jahr lag sie ohne Cortison bei 13 Prozent, bei 18 Prozent mit einer Dosis bis fünf Milligramm pro Tag und bei maximal 36 Prozent mit Dosierungen ab 25 Milligramm pro Tag.

Damit hatten die Patienten in Phasen mit Cortisonbehandlung ein um 49 Prozent höheres Infektionsrisiko als in cortisonfreien Zeiten. Der stärkste Anstieg war bei bakteriellen Infektionen zu verzeichnen (+70 %), der geringste bei Pilzinfektionen (+48 %). Das Infektionsrisiko insgesamt nahm mit jeder Fünf-Milligramm-Erhöhung der Prednisolontagesdosis um 13 Prozent zu; um 50 Prozent stieg es pro 1000 Milligramm, die jährlich zusätzlich eingenommen wurden.

Die beobachtete Dosis-Wirkungs-Beziehung war weitgehend unabhängig von Alter, Geschlecht sowie Art und Dauer der chronisch-entzündlichen Erkrankung.

Quelle: Ärzte Zeitung

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