Dehnungsstreifen: viele Versprechen, wenig harte Fakten
Bei der Behandlung von Patientinnen mit Dehnungsstreifen (Striae) werden je nach Alter und Aussehen der Streifen drei Ziele verfolgt: Kollagenbildung, Verblassen und Repigmentierung. Im Angebot dazu sind vielfältige Verfahren. Nach Sichtung der aktuellen Studienlage kommen US-Dermatologen allerdings zu dem Schluss, dass die Datenlage noch immer zu dünn sei, um Empfehlungen für die eine oder andere Methode auszusprechen.
Für einen Überblick, welche Methoden auf dem Markt sind und was über deren Wirksamkeit bekannt ist, haben Wissenschaftler von der University of Manchester in einem systematischen Review 74 Publikationen gesichtet.
Die meisten Behandlungsmethoden zielen darauf ab, die Kollagenproduktion anzukurbeln. In einigen Studien wurde dies in höheren Dosierungen und bei relativ frischen Striae offenbar mit topischem Tretinoin erreicht, doch es gibt auch Daten, die das Gegenteil belegen.
Auch nach dem Auftragen asiatischer Kräuterextrake (Centella asiatica) wurde über eine gewisse präventive und verbessernde Wirkung berichtet.
Mit Hyaluronsäurepräparaten konnte in zwei randomisierten kontrollierten Studien die Kollagenproduktion gesteigert und damit das Hautbild verbessert werden. Für alle drei Präparate wurden Studien mit dem höchsten Evidenzlevel 1 gefunden.
Neben der Radiofrequenztherapie (effektiv, aber meist kleine Studienkohorten und Nebenwirkungen wie Erytheme und Ödeme) existiert eine Reihe weiterer Optionen zur Anregung der Kollagensynthese: chemische Peelings, Mikrodermabrasion, Infrarotlicht, nicht fraktionierter Diodenlaser, "intense pulsed light" (IPL), perkutane Techniken sowie Versuche mit thrombozytenreichem Plasma (PRP).
Diese Methoden wurden als ineffektiv bewertet, hatten niedrige Evidenzlevel oder ihre Wirksamkeit war nicht in aussagekräftigen kontrollierten, randomisierten Studien untersucht worden.
Auch die offenbar als vielversprechend geltende Needling-Therapie mit Mikroströmen (Galvanopunktur) bedarf zunächst weiterer Evaluierung.
Kollagenaktivierung gelingt darüber hinaus mit fraktionierten Lasern. Dabei liefern nicht ablative Laser (fraktionierter Erbium-Glas-Laser) offenbar zuverlässigere Ergebnisse, insbesondere bei Striae albae, und werden im Vergleich zu ablativen Lasern von den Patienten eher akzeptiert.
Ein nicht ablativer Laser erzeugt Strahlen kohärenten Lichts in einem sehr schmalen Wellenlängenbereich. Die Lichtstrahlen visieren selektiv die in der Haut enthaltenen Wasserchromophoren an und erhitzen diese. Die Temperatur des Gewebes steigt und regt die Neokollagenese an. Beim ablativen Lasern werden dünne Hautzellschichten abgetragen.
Mit Gefäßlasern wie dem gepulsten Farbstofflaser (PDL) können Rötungen frischerer Dehnungsstreifen erfolgreich verringert werden. Zielstruktur ist dabei das Hämoglobin, aber auch Kollagen- und Elastinsynthese werden angeregt.
Ein wichtiges Ziel bei der Behandlung von Striae albae ist die Repigmentierung. Mit UV-Licht kann die Melaninsynthese vorübergehend aktiviert werden.
Mittels Laser (XeCl-Eximer-Laser) ist dies noch gezielter möglich, die Behandlung führte in verschiedenen Studien aber zu unterschiedlichen Ergebnissen und war mit Nebenwirkungen behaftet.
Weitere Versuche, Dehnungsstreifen abzuschwächen oder verschwinden zu lassen, wurden mit verschiedenen Ölen, Kakaobutter und Silikongel unternommen, aber ohne durchschlagende Erfolge (ineffektiv).
Obwohl Einzelerfolge bei der Behandlung von Dehnungsstreifen erkennbar seien, so die Forscher, könnten nach Sichtung der aktuellen Literatur noch immer keine Empfehlungen ausgesprochen werden. Weitere randomisierte, kontrollierte Studien seien notwendig, bevor endgültige Schlussfolgerungen möglich seien.
Quelle: Ärzte Zeitung