Demenz oder Depressionen?
Ich kann mich nicht mehr richtig konzentrieren, mein Gedächtnis lässt mich im Stich, ich hab wohl eine Demenz." Ein großer Teil derjenigen, die entsprechende Sorgen äußern, sei an einer Depression erkrankt, erklärte Dr. Tilman Fey, Chefarzt der Gerontopsychiatrie am LWL-Klinikum in Münster beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie in Frankfurt.
Dabei ist es nicht immer einfach, beides klar zu trennen. Denn in der Anfangsphase einer Demenz kann es zu depressiven Verstimmungen kommen – viele Patienten merken, dass die geistigen Kräfte nachlassen, zum anderen schieben nach den Erfahrungen von Fey gerade ältere Menschen häufig organische Beschwerden vor, wenn ihre Stimmung im Keller ist. "Manche haben drei Magenspiegelungen hinter sich, wenn sie zu uns kommen."
Dennoch gibt es einige Kriterien, nach denen ganz klar entschieden werden kann, ob eine Depression oder eine Demenz im Vordergrund steht. Fey nannte dazu einige Tipps: So ist der zirkadiane Rhythmus bei Demenzkranken und Depressiven sehr unterschiedlich. Depressive haben eher am Morgen kognitive Probleme, im Laufe des Tages gehen die Beschwerden zurück, das Leistungsmaximum liegt am Abend. Schlafentzug ist eher förderlich. Ganz anders Demenzkranke: Sie haben ihre Sinne eher morgens beisammen, die kognitive Leistung nimmt im Tagesverlauf ab, und Schlafentzug ist kontraproduktiv.
Wichtig ist für den Experten auch die Selbstwahrnehmung der Patienten: Depressive machen ihre kognitiven Probleme häufig größer als sie sind, Demenzkranke bagatellisieren sie. Es sei daher wichtig, auch Angehörige zu befragen. Bei Depressiven würden diese in der Regel sagen, dass die Alltagskompetenz nicht eingeschränkt und die Kognition nicht wirklich das Problem sei, bei Demenzkranken jedoch schon.
Ein weiterer Unterschied: Eine Demenz beginnt schleichend, dagegen können sich Depressive oft an ein belastendes Ereignis erinnern, mit dem ihre Beschwerden begonnen haben, etwa an den Tod des Partners.
Quelle: Ärzte Zeitung