Diabetes erkennen: Das sollten Eltern wissen
Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter, wird aber oft erst spät erkannt: Etwa jede vierte Neudiagnose erfolgt, wenn bereits eine Ketoazidose besteht, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Das Risiko für schwere Stoffwechselentgleisungen sei am Wochenende und in den Ferien besonders hoch.
Bewusstsein schaffen
Eine aktuell erschienene Publikation zeigt: Von 2011 bis 2023 stieg die Zahl der Ketoazidose-Fälle bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere zwischen 2020 und 2022.
Laut dem Kinderdiabetologen Prof. Andreas Neu, Universitätsklinikum Tübingen, gibt es dafür verschiedene Gründe:
- Überlastung des Gesundheitssystems
- mangelnde pädiatrische Expertise
- verspätetes Aufsuchen medizinischer Einrichtungen
- Verkennung von Ketoazidose-Symptomen
„Was uns besonders beschäftigt und schockiert ist, dass die Daten einen seit Jahren anhaltenden Trend aufzeigen. Diese Entwicklung müssen wir dringend stoppen.“
Neben der Stärkung der Versorgungsstrukturen muss vor allem bei Angehörigen, aber auch bei medizinischem Personal, in Kitas und Schulen mehr Aufklärungsarbeit stattfinden.
Typische Symptome
Werden Sie hellhörig, wenn Eltern Ihnen berichten, ihr Kind hätte ständig Durst, müsse häufig Wasserlassen, hätte Gewicht verloren und sei ständig müde. Denn das sind die typischen vier Warnzeichen für einen Diabetes Typ 1. Ein Arztbesuch ist dann dringend angeraten.
Kommen die folgenden Symptome hinzu, weist das auf eine Ketoazidose hin.
- trockene Haut und Mundschleimhaut
- Benommenheit
- Bauchschmerzen
- Übelkeit/Erbrechen
- vertiefte Atmung oder Hyperventilation
- Azetongeruch der Atemluft
Montags und dienstags werden die meisten Diagnosen gestellt.
Prof. Andreas Neu, Universitätsklinikum Tübingen
Zu Wochenbeginn steigen Diagnosezahlen
Eine weitere aktuelle Studie zeigt: An Wochenenden, Feiertagen und in Urlaubszeiten werden deutlich seltener Diagnosen gestellt als an Wochentagen – somit steigt zu diesen Zeiten auch die Gefahr für eine Ketoazidose.
Neu führt das unter anderem darauf zurück, dass vielen Eltern nicht bewusst sei, welcher Gefahr das Kind ausgesetzt ist. Denn sie kennen die Symptome nicht.
Darüber hinaus sei die bereitschaftsdienstliche Notfallversorgung oft nicht speziell pädiatrisch geschult, sondern decke eher ein breites Spektrum an Fachwissen ab. „Damit ist die Gefahr erhöht, die Symptome falsch zu interpretieren“, gibt Neu zu bedenken.
Bundesweite Kampagne
Um das Risiko für eine diabetische Ketoazidose zu senken, hat die pädiatrische Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Diabetes-Gesellschaft gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten e. V. eine bundesweite Kampagne initiiert.
Im Rahmen dieser wird über die typischen vier Warnzeichen für Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen aufklärt. Die Kampagne fokussiert auf Familien mit kleinen Kindern, die im Rahmen der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen U6 und U7a Informationsflyer erhalten.
Aber natürlich können auch Sie dazu beitragen, dass junge Eltern auf entsprechende Anzeichen achten und frühzeitig eine Arztpraxis aufsuchen. Sprechen Sie das Thema einfach im Beratungsgespräch an.
Quelle: IDW