Die Känguru-Methode
Das getestete Programm umfasste aber weit mehr als diese Maßnahme: Die gesamten Familien wurden einbezogen und im Umgang mit den Winzlingen geschult. Kontrollgruppe waren Babys, die in ihren ersten Lebensmonaten auf herkömmliche Weise vor allem im Brutkasten betreut wurden.
18 bis 20 Jahre nach der Geburt wurden die Herangewachsenen drei Tage lang intensiv untersucht und befragt. Insgesamt wurden 264 zwischen 1993 und 1996 geborene Frühchen mit weniger als 1800 Gramm Geburtsgewicht berücksichtigt.
Für die „Känguru-Frühchen“ zeigten sich demnach klare Vorteile: Sie seien zum Beispiel im Mittel weniger aggressiv, impulsiv und hyperaktiv als solche, die ihre ersten Lebenswochen zumeist im Brutkasten verbrachten, schreiben die Autoren von der Fundación Canguro in Bogota. Allerdings sei das Ergebnis wegen der vergleichsweise kleinen Zahl berücksichtigter Kinder mit Vorsicht zu bewerten.
Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass das Gehirn der „Känguru-Frühchen“ schneller wuchs, speziell in den für das Lernen wichtigen Bereichen. Vor allem unter den sehr zarten Babys war auch der Intelligenzquotient 20 Jahre später etwas höher. Die Kinder aus dem Känguru-Programm legten eine bessere Schullaufbahn hin und fehlten weniger oft im Unterricht. Als junge Arbeitnehmer verdienten sie im Durchschnitt mehr.
Die Forscher erklären die positiven Folgen auch damit, dass die Eltern der Känguru-Gruppe dank der begleitenden Schulungen besser über die Bedürfnisse von Babys Bescheid wussten und dieses Wissen anhaltend umsetzten. Einen Effekt hatte dies vor allem bei ärmeren Familien mit geringem Bildungsgrad.
Das Programm habe sich auch auf die Familien insgesamt positiv ausgewirkt: Ihr Zusammenhalt sei besser und die Grundstimmung liebevoller gewesen. Zudem zeigte sich, dass Paare eher zusammengeblieben waren, wenn auch der Vater seinen frühgeborenen Nachwuchs im Tuch herumgetragen hatte.
Quelle: Ärzte Zeitung