Die Mimik der Mäuse

(kib) Forscher am Max-Planck-Institut für Neurobiologie beschreiben erstmals, dass auch Mäuse verschiedene emotionale Gesichtsausdrücke haben. Ähnlich wie beim Menschen sieht das Gesicht einer Maus ganz anders aus, wenn sie etwas Süßes oder etwas Bitteres probiert, oder wenn sie ängstlich ist.

16.04.2020

Eine Maus zeigt unterschiedliche Emotionen als Reaktion auf Käse (li.), eine Katze (mi.) und Verletzung (re.)
© Foto: Max-Planck-Institut für Neurobiologie / Kuhl
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Freude, Ekel, Angst – die Gesichtsausdrücke, die diese Emotionen widerspiegeln, sind bei allen Menschen gleich. Ekeln wir uns zum Beispiel vor etwas, werden die Augen schmaler, die Nase kräuselt sich und die Oberlippe verzieht sich asymmetrisch.

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Schon neugeborene Babys reagieren mit wiedererkennbaren Gesichtsausdrücken, wenn sie traurig, glücklich oder angeekelt sind. Auch bei dem ein oder anderen Haustier meinen wir, Gefühle in ihrer Mimik zu erkennen. Die Gesichter anderer Tiere erscheinen uns dagegen oft als ausdruckslos. Das ist falsch, wie die Max-Planck-Wissenschaftler nun zeigen.

Mit Methoden der maschinellen Bildverarbeitung konnten die Forscher fünf emotionale Zustände zuverlässig aus den Gesichtern von Mäusen herauslesen: Freude, Ekel, Unwohlsein, Schmerz und Angst waren für den Computeralgorithmus eindeutig zu unterscheiden. Er konnte sogar die relative Stärke dieser Emotionen messen.

Die in Science publizierte Studie zeigt, dass der Gesichtsausdruck einer Maus tatsächlich nicht einfach nur eine Reaktion auf die Umwelt ist, sondern den emotionalen Wert des Reizes reflektiert, der diesen Gesichtsausdruck ausgelöst hat.

„Mäuse, die eine Zuckerlösung schleckten, zeigten viel freudigere Gesichtsausdrücke wenn sie hungrig als wenn sie satt waren“, erklärt Nadine Gogolla, Leiterin der Studie. Außerdem zeigten Mäuse, die eine leicht salzige Lösung probiert hatten, einen "zufriedenen" Ausdruck, während eine sehr salzige Lösung eine "angeekelte" Mimik hervorrief. Aus diesen und weiteren Versuchen schließen die Forscher, dass die Mimik unabhängig vom sensorischen Reiz tatsächlich den inneren, individuellen Charakter einer Emotion widerspiegelt.

Der größte Vorteil, den die Entdeckung der Maus-Mimik aus Sicht der Forscher mit sich bringt, ist die Möglichkeit nun die genauen Abläufe im Gehirn hinter den Emotionen zu verstehen. Denn genau hier lag bislang das Problem: Ohne einen zuverlässigen Messwert für Emotionen konnte ihre Entstehung im Gehirn kaum untersucht werden.

Mit der von den Forschern entdeckten neuen Möglichkeit Gefühle von Mäusen messbar zu machen, können Neurobiologen nun grundlegend erforschen wie Emotionen im Gehirn entstehen und verarbeitet werden.

Quelle: IDW

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