Einzigartige Zehenprothese

(kib) Sie dürfte zu den ältesten Prothesen der Menschheitsgeschichte gehören: Ägyptologen der Universität Basel und weitere Spezialisten haben einen künstlichen großen Zeh aus Holz neu untersucht. Das Fundstück ist fast 3000 Jahre alt und stammt aus einer Frauenbestattung aus der Nekropole von Sheikh Abd el-Qurna bei Luxor.

15.09.2017

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© Foto: Matjaz Kacicnik/Universität
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Das internationale Team untersuchte die in ihrer Art einzigartige Prothese mit Mikroskopie, Röntgentechnik und Computertomografie. Es wies nach, dass der Holzzeh zu Lebzeiten an den Fuß der Besitzerin, einer Tochter eines Priesters, angepasst und dafür mehrmals überarbeitet wurde.

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Neu bestimmten die Forscher auch die verwendeten Materialien sowie die Technik von Herstellung und Anwendung der hoch entwickelten Prothese. Beteiligt waren dabei außerdem Spezialisten des Ägyptischen Museums Kairo – wohin die Prothese nach ihrer Auffindung gebracht wurde – und des Instituts für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich.

Der künstliche Zeh aus dem frühen ersten Jahrtausend vor Christus zeugt vom Geschick eines Kunsthandwerkers, der mit der menschlichen Physiognomie bestens vertraut war. Besonders an der Beweglichkeit des Prothesenaufsatzes und an der robusten Struktur des Gurtbandes kann man das damalige technische Know-how gut erkennen.

Dass die Prothese derart aufwändig und sorgfältig angefertigt wurde, lässt darauf schließen, dass die Besitzerin Wert auf natürliches Aussehen, Ästhetik und Tragekomfort legte – und dass sie dabei auf hoch qualifizierte Fachkräfte zählen konnte.

Der früh-eisenzeitliche Prothesenbefund stammt aus einem geplünderten Schachtgrab, das in den Felsboden einer älteren, lange Zeit ungenutzten Grabkapelle am Friedhofshügel von Sheikh ‘Abd el-Qurna westlich von Luxor – dem früheren Theben – geschlagen worden war. Diese Kapelle gehört zu einer Gruppe monumentaler Felsgräber aus dem späten 15. Jahrhundert vor Christus, die für eine kleine, dem Königshaus nahestehende Oberschicht erbaut worden sind. Seit Ende 2015 untersucht die Universität Basel diesen altägyptischen Elitefriedhof, seine lange Nutzungsgeschichte und seine Umgebung.

Quelle: IDW

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