Empathische Chats dank künstlicher Intelligenz
In der US-amerikanischen randomisierten Studie mit 300 Teilnehmenden wurde ein Modell namens Hailey auf einem der Plattform TalkLife nachempfunden App-Interface getestet. Auf TalkLife können User im nicht klinischen Kontext mit anderen Nutzern über ihre psychischen Probleme schreiben. Dabei sind die Rollen so festgelegt, dass eine Person über ihre Erfahrungen und mentalen Probleme schreibt und die andere darauf reagiert und Feedback oder Ratschläge gibt.
Die KI gab bei Antworten der beratenden Nutzer Verbesserungs- und Ergänzungsvorschläge – mit dem Ziel, dass die Antworten empathischer wirken. Die User konnten sich entscheiden, die Vorschläge anzunehmen oder sie zu ignorieren.
Antworten klingen empathischer
Diese Hinweise haben laut den Autoren dazu geführt, dass die Nachrichten im Durchschnitt als 19,6 Prozent empathischer beurteilt wurden als die von den Probanden allein verfassten Nachrichten.
Bei Usern, die von Problemen berichteten, sich empathisch auszudrücken, wurden die durch die KI überprüften Antworten als durchschnittlich 38,9 Prozent empathischer bewertet. Diese Verbesserungen in der Empathie der Nachrichten wurden zum einen von 50 Probanden beurteilt, die ansonsten nicht an der Studie teilnahmen. Zum anderen von einem weiteren KI-Modell. Da dieses aber auf dem gleichen Empathie-Modell beruht wie Hailey, hat dieser Befund allein nur begrenzte Aussagekraft – was die Forschenden auch betonen.
Vielversprechend: Human-in-the-Loop-Ansatz
Bei der Frage nach der Authentizität der Antwort, also ob eine Antwort den Eindruck erweckt, dass sie von einem Menschen geschrieben wurde, schnitten die von Menschen allein verfassten Antworten am besten ab, knapp vor den von Menschen nach KI-Hinweis verfassten.
Die nur von der KI verfassten Antworten lagen in der Bewertung ungefähr 30 Prozentpunkte dahinter. Daraus schließen die Forschenden, dass ein Human-in-the-Loop-Ansatz, bei dem Menschen von der KI unterstützt werden, der vielversprechendste ist, da dieser ein hohes Ausmaß an Empathie sowie Authentizität aufweist.
Diese Befunde könnten Implikationen für psychologische Behandlungen geben. Da Therapieplätze oft schwer zu bekommen und mit langen Wartezeiten verbunden sind, rufen mögliche Alternativen großes Interesse hervor, aber auch Bedenken, da Fehler und schlechte Beratung in so einem sensiblen Bereich schwerwiegende Auswirkungen haben können.
Quelle: Science Media Center Germany