Ethische Konflikte in der Apotheke
Ein Forschungskonsortium der Universität Leipzig und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat mehr als 500 Apothekerinnen und Apotheker bundesweit dazu befragt, wie häufig ethischen Konflikte auftreten und wie stark sie diese als belastend empfinden. Die Ergebnisse wurden nun publiziert.
An der Online-Befragung nahmen 535 Apothekerinnen und Apotheker aus ganz Deutschland teil. „Wir haben 15 Entscheidungssituationen unter Berücksichtigung von kollidierenden ethischen Prinzipien definiert“, sagt der Hallenser Pflegewissenschaftler und Medizinethiker Dr. Stephan Nadolny. Sieben der vorab definierten ethischen Konflikte traten bei den Befragten mindestens einmal pro Woche auf.
Rabattarzneimittel sorgen für Konflikte
An erster Stelle bei den Konflikten steht die Abgabe von Rabattarzneimitteln, die aus pharmazeutischer Sicht nicht die am besten zur Therapie geeignet sind. Am zweithäufigsten sorgen Lieferengpässe für ethische Konflikte. Nämlich dann, wenn deswegen auf eine weniger geeignete Alternative ausgewichen werden muss. Auch dringende Verschreibungen mit formalen Fehlern stürzen die Apothekerinnen und Apotheker oftmals in Gewissenskonflikte, vor allem dann, wenn die Arztpraxis zwecks Rücksprache gerade nicht erreichbar ist.
Drei ethische Konflikte wurden überwiegend als (sehr) stark belastend eingestuft. Am belastenden: Die „Sorgen um das ungeborene Kind“. Zum Beispiel dann, wenn entschieden werden muss, ob der Arzneimittelwunsch einer Schwangeren ist in der Selbstmedikation erfüllbar ist – ohne das ungeborene Kind zu gefährden.
Welche Entscheidung in einer Konfliktsituation getroffen wird hängt vor allem von drei Aspekten ab: pharmazeutisches Wissen, rechtliche Anforderungen und persönliche Werte.
Quelle: IDW