Eulen frühstücken besser spät
Ein fester Tagesablauf, vorgegeben durch Studium oder Job, führt häufig dazu, dass insbesondere junge Erwachsene gegen ihre innere Uhr essen. Nun haben Wissenschaftlerinnen der Universität Paderborn untersucht, inwieweit sich der Chronotyp auf den Glukosespiegel auswirkt.
Glukoseantwort im Visier
„Essen gegen die innere Uhr betrifft auch Studierende in besonderem Maße, die zum Beispiel früh morgens frühstücken, obwohl sie sich aufgrund ihres späten Chronotyps noch in der biologischen Schlafphase befinden. Auf der anderen Seite führen soziale Aktivitäten manchmal dazu, dass Menschen mit einem frühen Chronotyp zu spät ihr Abendessen verzehren. Daher wollten wir in unserer Studie untersuchen, ob sich die tageszeitlichen Unterschiede in der Glukoseantwort auch bei Studierenden mit einem frühen und späten Chronotyp finden“, erklärt Dr. Bettina Krüger vom Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit der Universität Paderborn.
„Lerche“ oder „Eule“?
Die Typen „Lerche“ und „Eule“ unterscheiden sich ihrem zirkadianen Rhythmus (Chronotyp) – Lerchen stehen früh auf und essen früher, während Eulen biologisch bedingt länger schlafen und später essen.
Die Studie
Nach einem Screening, bei dem 327 Studierende im Alter von 18 bis 25 Jahren untersucht wurden, nahmen 45 Studierende mit dem frühsten und spätesten Chronotyp an einer kontrollierten Ernährungsstudie (ChroNu-Studie) teil, die von September bis Dezember 2020 durchgeführt wurde.
Die Teilnehmenden erhielten Mahlzeiten und Snacks, die sie zu vorgegebenen Uhrzeiten verzehrten. An einem Tag bekamen die Studierenden eine Mahlzeit, die einen hohen Glukoseanstieg auslöst, also einen hohen glykämischen Index hat, um sieben Uhr morgens, an einem weiteren Tag um 20 Uhr abends. Die Glukoseantwort wurde mit einem kontinuierlichen Glukosemessgerät gemessen.
Überraschende Ergebnisse für die Eulen
Wie erwartet zeigten Studierende mit einem frühen Chronotyp – die Lerchen – eine höhere Glukoseantwort auf die abendlich verzehrte Mahlzeit. Bei den Studierenden mit einem späten Chronotyp – den Eulen – war die morgendliche Antwort jedoch ähnlich hoch wie am Abend, berichten die Wissenschaftlerinnen in einer Pressemitteilung.
Die Ergebnisse für die Lerchen unterstreichen die über den Tagesverlauf abnehmende Glukosetoleranz, das heißt die Fähigkeit, Glukose im Blut zu regulieren. Überraschend waren für die Forschenden hingegen die Ergebnisse für die Eulen.
Lieber spät frühstücken
Sie folgern aus ihren Beobachtungen, dass ein sehr frühes Frühstück für Eulen kritisch zu sein scheint, wenn es reichlich ungünstige Kohlenhydrate mit einem hohen glykämischen Index enthält. Eulen sollten daher nicht nur abends, sondern auch morgens auf die Qualität der Kohlenhydrate achten und lieber später frühstücken, indem sie zum Beispiel ihr Frühstück mit in die Universität nehmen“, erklärt Studienleiterin Professorin Anette Buyken.
Außerdem lassen sich aus den Ergebnissen schlussfolgern, dass ein Essen spät abends nachteilig für die Glukoseantwort ist – unabhängig vom Chronotyp.
Quelle: IDW