Experten warnen: Sartanrückstände gefährden Trinkwasserqualität

(kib) Rückstände von speziellen Blutdrucksenkern in den Gewässern bedeuten nicht nur ein potenzielles Risiko für im Wasser lebende Tiere. Sie stellen auch ein Vergiftungsrisiko für Menschen dar, warnten Berliner Experten bei den DGK-Herztagen, die vom 12. bis 14. Oktober in Berlin stattgefunden haben. Sie regten eine entsprechende Anpassung der Verordnungspraxis durch die behandelnden Ärzte als „effiziente Maßnahme an der Quelle“ an und plädieren für die verstärkte Beachtung geeigneter Medikamenten-Alternativen.

17.10.2017

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© Foto: anmaro – stock.adobe.com
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Wie die Experten der Berliner Wasserbetriebe und des Landesamts für Gesundheit und Soziales Berlin berichteten, werden seit einigen Jahren vermehrt hoch wirksame, schlecht abbaubare und in großen Mengen verordnete Arzneimittel und deren Rückstände in den Gewässern festgestellt, zum Beispiel Blutdrucksenker vom Typ der Sartane. Diese können aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften und der steigenden Verordnungsmengen als einziger Blutdrucksenker die Qualität der Trinkwasserressourcen in Deutschland gefährden.

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Weil nicht alle Sartane die gleichen Wirkstoffkonzentrationen je Tagesdosis haben, empfehlen die Studienautoren, innerhalb der Gruppe der Sartane jene Produkte auszuwählen, die unter Umwelt-Aspekten am wenigsten bedenklich sind.

Hintergrund
In Deutschland werden jährlich 15 Milliarden Tagesdosen Blutdrucksenker verordnet (2014), die mittlere jährliche Steigerung seit 2007 beträgt 4,5 Prozent. Die Gesamtmenge der Blutdrucksenker summiert sich in Deutschland auf über 400 Tonnen/Jahr, wovon mehr als die Hälfte von den Wirkstoffen Metoprolol und Sartanen verursacht wird.

Die verordneten Medikamente gelangen in der Regel durch die Ausscheidungen der Patienten über Kanalisation, Kläranlage und Oberflächengewässer in den Wasserkreislauf. „Bei den Sartanen werden die verordneten Wirkstoffmengen nahezu vollständig im Kläranlagenablauf wiedergefunden“, so die Studienautoren. Sartane werden auch in vergleichsweise hohen Konzentrationen in Oberflächengewässern nachgewiesen, „auch bei der Uferfiltration zum Zwecke der Trinkwassergewinnung ist nur eine geringe Abbaubarkeit der Sartane festzustellen.“

Die Berliner Wasserbetriebe versorgen 3,5 Millionen Einwohner mit Trinkwasser, das zu 70 Prozent über Uferfiltration und Grundwasseranreicherung aus Grundwasser entnommen wird, das durch Oberflächengewässer beeinflusst ist. Aus diesem Grund hat die Qualität der Oberflächengewässer großen Einfluss auf die Trinkwasserqualität.

Quelle: IDW / Deutsche Gesellschaft für Kardiologie

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