Fleischersatzprodukte: Nicht gesünder als Fleisch
Unter einer gesunden Ernährung bei Diabetes mellitus wird häufig auch der Verzicht auf Fleisch verstanden. Die wissenschaftliche Basis für diese Überzeugung basiert jedoch primär auf epidemiologischen Beobachtungsstudien, schreibt Prof. Stephan Martin, Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums in Düsseldorf, in der Ärzte Zeitung.
Aktuelle Studie
Martin stellte die Ergebnisse einer aktuellen Studie vor, in der der tägliche Fleischkonsum mit dem täglichen Konsum pflanzenbasierter Fleischersatzprodukte hinsichtlich des Effekts auf Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht wurde.
Für diese wurden 89 Personen in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe sollte über den Studienverlauf von acht Wochen täglich 2,5 Portionen Fleisch zu sich nehmen. Die andere Gruppe sollte vergleichbare Mengen pflanzenbasierter Fleischersatzprodukte konsumieren.
Vor und nach Beendigung der Studie wurde den Versuchsteilnehmern Blut abgenommen und der Blutdruck gemessen sowie Sensoren zur kontinuierlichen Glukosemessung angelegt, um den Effekt der beiden Varianten auf Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen.
Keine Unterschiede
Insgesamt folgerten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen, dass es in Hinblick auf die untersuchten kardiovaskulären Risikofaktoren keine wesentlichen Unterschiede zwischen Fleisch und pflanzenbasierten Fleischersatzprodukten gibt, berichtet der Mediziner.
Bei der Interpretation der Ergebnisse der Studie muss aber berücksichtigt werden, dass Fleisch nicht gegenüber einer pflanzlichen Ernährung, sondern gegen Fleischersatzprodukte getestet wurde, schreibt Martin. Bei diesen veganen Fleischimitaten handelt es sich um hochverarbeitete Lebensmittel, die durch industrielle Verfahren chemisch oder physikalisch umgewandelt werden und viele Zusatzstoffe wie Aromen, Farbstoffe und Emulgatoren enthalten. Sie sind daher keine gesündere Alternative zu Fleisch. Wer sie konsumiert, tut sich nichts Gutes, so Martin.
Der regelmäßige Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln konnte in großen Kohortenstudien mit einer Vielzahl an Erkrankungen wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Typ-2-Diabetes oder kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert werden. Ganz aktuell zeigte eine Studie einen solchen Zusammenhang mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate.
Quelle: Ärzte Zeitung