Flexiblerer Impfabstand bei AstraZeneca

(kib) Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, die Priorisierung für den Impfstoff von AstraZeneca aufzuheben. Darüber hinaus räumen sie Ärzten eine erhöhte Flexibilität im Festlegen des Abstands der beiden Impfdosen zwischen vier und zwölf Wochen ein. Dieser Schritt ist unter Experten allerdings nicht unumstritten.

07.05.2021

AstraZeneca Impfstoff
© Foto: Mauro Ujetto / NurPhoto / picture alliance
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Bisher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung mit dem Impfstoff AZD1222 oder Vaxzevria® von AstraZeneca für die Altersgruppe über 60 Jahre mit einem Abstand von zwölf Wochen zwischen der ersten und zweiten Dosis. Das unabhängige Gremium spricht diese Empfehlung auf Basis der Zulassungsstudien aus, die verschiedene Impfintervalle untersucht hatten.

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Der Impfstoff ist von der europäischen Arzneimittelbehörde für ein Impfintervall zwischen vier und zwölf Wochen zugelassen worden. Eine Analyse hatte jedoch gezeigt, dass der Abstand von zwölf Wochen zwischen den beiden Dosen einen positiven Effekt auf die Wirksamkeit des Immunschutzes haben kann.

Der Vorschlag für einen schnelleren Abschluss des Impfschemas mit AstraZeneca ist vor dem Hintergrund zu betrachten, dass vermehrt diskutiert wird, Kontaktbeschränkungen und andere Maßnahmen für vollständig Geimpfte aufzuheben. Gerade junge Menschen hatten bisher kaum Chancen, solche etwaigen Freiheiten zeitnah zurückzugewinnen.

Allerdings sehen einige Experten wie beispielsweise Prof. Dr. Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund diesen Schritt kritisch. Studien mit dem Impfstoff von AstraZeneca hätten klar gezeigt, dass die Effektivität bei einem Abstand von weniger als sechs Wochen nur 55 Prozent beträgt und erst bei einem Abstand von zwölf Wochen bei über 80 Prozent liegt! Das sei schon ein gewaltiger Unterschied. Daher müsse man den Menschen klar sagen: „Wenn Sie Ihren Impfabstand bei AstraZeneca verkürzen, um damit schneller in den Genuss von Lockerungen zu kommen, machen Sie das auf Kosten ihres Immunschutzes!“

Und auch mit Blick auf die Impfstrategie sieht Watzl die Verkürzung der Impfabstände kritisch: „Für die Impfstrategie ist die Verkürzung der Impfabstände der falsche Schritt. Damit bekommen weniger Personen einen frühen Immunschutz durch die erste Impfung. Und gerade jetzt müssen wir noch viele Personen mit Vorerkrankungen durch eine Impfung schützen, um die Folgen der dritten Welle abzumildern. Im Sommer haben wir genügend Zeit, uns um die Zweitimpfungen zu kümmern, die natürlich absolut notwendig sind. Dann sind hoffentlich die Inzidenzen wieder so niedrig, dass alle in den Genuss von Lockerungen kommen und nicht nur die 15 bis 20 Prozent, die wir jetzt mit einer Verkürzung des Impfabstandes schnell vollständig impfen würden.“

Nicht ganz so kritisch sieht es hingegen Prof. Dr. Anke Huckriede, Professorin für Vakzinologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Groningen. Sie führt zur Begründung eine Studie an, deren Daten allerdings seit März noch nicht publiziert worden sind: „Auf Basis der letzten, noch vorläufigen Daten einer Phase-III-Studie, die in den USA durchgeführt wurde, liegt bei einem vierwöchigen Intervall zwischen den Impfungen der Schutz gegen eine symptomatische Erkrankung bei 76 Prozent, bei Älteren sogar etwas höher. Das ist etwa gleich der Effektivität bei einem längeren Impfintervall. Auf Basis dieser gut ausgeführten Studie gibt es also Hinweise dafür, dass es nicht nachteilig sein muss, das Intervall zu verkürzen. 

Quelle: Science Media Center

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