Forschungsprojekt: Rollator der Zukunft
Ein Rollator schafft oft Stabilität und Bewegungssicherheit, aber nicht immer. Es gibt ein Hilfsmittel-Paradoxon. Das heißt: Obwohl Rollatoren als Hilfsmittel die Sturzgefahr verringern sollen, kann bei ihrer Benutzung das Sturzrisiko steigen – etwa durch falsche Haltung oder falsche Handhabung. Häufig beugt sich der Nutzer zu weit vor, wodurch der Schwerpunkt nach vorne kippt und der Nutzer nicht mehr hinterherkommt. Auch ist die Distanz zum Rollator oft zu groß.
Im optimalen Fall wird die richtige Nutzung den Senioren bei einer Schulung durch Physiotherapeuten vermittelt. Oft werden die Tipps jedoch schnell vergessen, und es schleichen sich wieder Haltungsfehler ein. Genau hier setzt das Forschungsprojekt "ModESt" an. Informatiker, Mediziner, Physiotherapeuten, ein Rollator-Hersteller und ein Elektronik-Unternehmen wollen einen Rollator entwickeln, der die Ganghaltung des Nutzers per Distanzsensoren konstant analysiert und ein Korrektur-Feedback gibt.
"Es geht um die Sturzprävention", so Projektleiter Serge Autexier vom Bremer Forschungsbereich Cyber-Physical Systems des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Zur Analyse sollen sechs oder acht "Virtuelle Distanzsensoren" den Abstand zwischen Schultern, Becken, Ober- und Unterschenkeln messen und mit Software-basierten Algorithmen feststellen. "Das ist komplex, aber nur der erste Schritt", so der Informatiker Autexier.
Der zweite Schritt heißt Interaktion. Der Rollator muss seinem Nutzer mitteilen, dass er gerade eine Fehlhaltung einnimmt, die zu einem Sturz führen kann. "Der Rollator muss kommunizieren. Aber wie macht er das? Es muss einfach sein und intuitiv, und es darf nicht ablenken", so Autexier. Ein Display würde vermutlich zu viel Aufmerksamkeit brauchen. Summ- und Brummtöne eignen sich in lauter Umgebung oder bei Schwerhörigkeit nicht wirklich. Knifflige Fragen. Aber das bis 2019 angelegte Projekt steht noch am Anfang.
Quelle: Ärzte Zeitung