Früherkennung per Internet

(kib) Sag mir, wonach Du googelst, und ich sage Dir, ob Du an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt bist. Händeringend suchen Forscher nach einer Methode zur Früherkennung von Pankreaskarzinomen. Offenbar kann das Internet dabei helfen.

26.07.2016

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© Foto: Maksim Pasko / Fotolia
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Ein US-Forscher-Team von der Columbia University in New York hat einen unorthodoxen Weg zur möglichen Früherkennung von Pankreaskarzinomen gewählt. Die Frage, die sie sich vorlegten, lautete: Kann man anhand des Protokolls der Suchwörter, die jemand in eine Suchmaschine im Internet eingibt, spätere Pankreaskrebspatienten noch vor der Diagnose identifizieren?

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Laut den Ergebnissen ist das möglich. Für ihre Machbarkeitsstudie haben sie zwei Gruppen definiert: Zum einen die Gruppe der Positiven, die eine Pankreaskrebsdiagnose erhalten hatten.

Diese Gruppe bestand aus (anonymen) Menschen, die in der Suchmaschine Bing gezielt nach dem Begriff "Bauchspeicheldrüsenkrebs" oder einem Synonym gesucht hatten und zudem erkennen ließen, dass sie eine entsprechende Diagnose erhalten hatten (etwa indem sie dies explizit in der Suchanfrage formulierten).

Die Gruppe der Negativen bestand aus Menschen, die nach Symptomen von Pankreaskrebs gesucht hatten - mit Begriffen wie "gelbe Augen", "dunkler Urin", "fettiger Stuhl", "Verdauungsstörung", "Bauchschmerzen", "Gewichtsverlust" und vielen anderen.

Diese hatten aber nie konkret Auskunft über Pankreaskrebs selbst haben wollen. Positive und Negative zusammen bildeten die untersuchte Gesamtheit von Personen, bei denen es sinnvoll wäre, anhand einer passenden Suchhistorie nach Krebspatienten Ausschau zu halten.

Obwohl die Suche in Bing anonymisiert verläuft, lässt sich doch für jede Anfrage das Protokoll der vorhergehenden Suchbegriffe auffinden. Das geschah mit Blick auf die Gruppe der Positiven. Ein lernender Algorithmus filterte die Suchhistorie nach Begriffsmustern, die eine künftige Diagnose von Pankreaskrebs wahrscheinlich machen.

Diese Muster wurden schließlich an der Gesamtheit getestet. Wegen der geringen Prävalenz der Erkrankung kam es den Forschern darauf an, die Muster so zu gestalten, dass es zu möglichst wenigen falsch-positiven Ergebnissen kam.

Mit Falsch-positiv-Raten zwischen 0,001 und einem Prozent gelang es, anhand der Suchhistorie zwischen fünf und 30 Prozent der späteren Positiven ausfindig zu machen, und zwar etwa fünf Monate vor der tatsächlichen Diagnose.

Den Nutzen ihres Ansatzes sehen die Forscher nicht im aktiven Screening als vielmehr in der passiven Beobachtung. Die Analyse ihrer einschlägigen Suchprofile könnte dabei für Internetnutzer womöglich in dem Rat resultieren, bei den Symptomen einen Arzt aufzusuchen.

Quelle: Ärzte Zeitung

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