Gefährliche „Paracetamol Challenge“

(kib) Erneut beschäftigt eine aktuelle Challenge auf Social Media die Medienlandschaft: die „Paracetamol Challenge“. Pharma Deutschland appelliert an das Apothekenpersonal, besonders bei der Abgabe von Paracetamol an Jugendliche wachsam zu sein. Doch warum ist die Challenge so gefährlich?

12.02.2025

Schwarze Kreidetafel mit der chemischen Formel von Paracetamol
© Foto: Zerbor / Getty Images / iStock
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Bei der „Paracetamol Challenge“ geht es darum, eine möglichst hohe Dosis Paracetamol zu überleben. Den Verlauf dokumentieren die Jugendlichen in Sozialen Medien wie TikTok.

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Bei ordnungsgemäßem Gebrauch sicher

„Paracetamol ist ein sicheres und gut verträgliches Schmerzmittel – bei ordnungsgemäßer Dosierung. Wenn diese mutwillig um ein Vielfaches überschritten wird, kann dies die Leber irreparabel schädigen oder zum Tod führen“, warnt Pharma Deutschland in einer Mitteilung.

Der Verlauf einer Paracetamol-Vergiftung ist häufig schleichend, mit unspezifischen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch, berichtet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ). Patienten können in den ersten 24 bis 48 Stunden sogar symptomfrei sein.

Erst danach treten in der Regel die Symptome auf, die auf eine Leberschädigung durch Überdosierung hinweisen. Dann könne es für die Anwendung eines Gegenmittels bereits zu spät sein. Vielfach helfe dann nur noch eine Lebertransplantation, so Pharma Deutschland.

Paracetamol

Paracetamol ist in einer Gesamtwirkstoffmenge von bis zu 10 g je Packung zur symptomatischen Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelschmerzen und/oder von Fieber ohne Rezept erhältlich.

Warum ist Paracetamol in hoher Dosierung schädlich?

Die AKdÄ erklärt in einer aktuellen Meldung, warum die Challenge so gefährlich ist. Das hat mit dem Mechanismus zu tun, über den Paracetamol verstoffwechselt wird.

Das Analgetikum wird in der Leber vorwiegend über die Konjugation mit Glucuronsäure und Schwefelsäure metabolisiert. Ein geringer Teil wird über Cytochrom P450 CYP2E1 unter anderem zu dem hochreaktiven, toxischen N-Acetyl-p-benzochinonimin (NAPQI) metabolisiert.

NAPQI wird bei therapeutischen Dosierungen von Paracetamol durch die Konjugation mit Glutathion unmittelbar inaktiviert und kann daher keinen Leberschaden erzeugen.

Bei einer Paracetamolintoxikation ist aufgrund eines relativen Glutathionmangels die Kapazität der Leber zur Konjugation von NAPQI überschritten. In Folge bindet dieser toxische Metabolit an hepatozelluläre Proteine und kann so seine zytotoxische Wirkung entfalten. Das Resultat sind Leberzellnekrosen. Ist dieses Stadium erreicht, ist der Schaden nicht mehr umkehrbar.

Um die Konjugation von NAPQI auch bei Erschöpfung der endogenen Glutathionreserven zu ermöglichen, steht das Antidot Acetylcystein als SH-Gruppen-Donator zur Verfügung.

Wie die AkdÄ mitteilt, ist bereits beim hinreichenden Verdacht auf eine Paracetamol-Überdosierung die intravenöse Gabe von Acetylcystein indiziert.

Quelle: AkdÄ, Pharma Deutschland

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