Gicht durch Fruktose?
Fruktose wird heute nicht nur über Obst und Fruchtsäfte konsumiert, sondern zu großen Teilen über industriell gefertigte Nahrungsmittel wie Limonaden, die mit Fruktose angereicherten Sirup aus Maisstärke (high-fructose corn syrup, HFCS) enthalten. Das könnte kanadischen Ärzten zufolge auch einer der Gründe sein, warum die Zahl der Gicht-Patienten seit Jahren zunimmt.
Die Ärzte von der Universität in Toronto sind dem Zusammenhang zwischen Fruktoseaufnahme und der Entstehung von Gicht in einer Metaanalyse nachgegangen. Dafür werteten sie zwei prospektive Studien aus: die Health Professionals Follow-up Study mit 46 393 männlichen Ärzten und zwölf Jahren Beobachtungszeit und die Nurses' Health Studie mit 78 906 Krankenschwestern und 22-jähriger Nachverfolgung. Die Teilnehmer beider Studien, von denen anfangs keiner an Gicht litt, hatten regelmäßig validierte Ernährungsfragebögen beantwortet. Eine diagnostisch gesicherte Gicht entwickelten 1533 Studienteilnehmer, 755 Männer und 778 Frauen.
Für Probanden im obersten Quantil der Fruktosezufuhr (11,9 % der Gesamtenergie) war das Erkrankungsrisiko um 62 Prozent höher als für Probanden im untersten Quantil (7,1 % der Gesamtenergie). Bei dieser Risikoberechnung sind zahlreiche Störfaktoren wie Alter, BMI, Gesamtenergiezufuhr, Alkoholkonsum, Diuretikagebrauch, Bluthochdruck und Niereninsuffizienz berücksichtigt.
Wurde zusätzlich ein Abgleich für die Energiezufuhr aus Nichtfruktose-Kohlenhydraten und Protein vorgenommen, lag das Risiko im obersten Fruktosequantil immer noch um 34 Prozent höher. Hauptquellen für Fruktose waren Orangensaft, mit Zucker gesüßte Getränke, Äpfel, Rosinen und Orangen.
Trotz der hohen Studienqualität und einer sich abzeichnenden Dosis-Wirkungs-Beziehung liefere die Analyse laut den kanadischen Wissenschaftlern allerdings nur geringgradige Evidenz für den Effekt von Fruktose auf die Gicht. Die beobachtende Studienanlage verbiete Rückschlüsse auf eine Kausalität, weil manche Störfaktoren möglicherweise nicht berücksichtigt würden, sagen die Mediziner.
Quelle: Ärzte Zeitung