Gonorrhoe und Syphilis: Alle Altersgruppen aufklären
Der von Expertinnen und Experten seit Jahren beobachtete Anstieg bei STI betrifft nicht nur die Gruppe der jungen Erwachsenen, sondern auch die Altersgruppe der über 50-jährigen Männer und Frauen. Die Fachgesellschaften fordern daher ein Umdenken im Bereich der Sexualaufklärung, explizit für Ältere.
Steigende Fallzahlen
Untersuchungen aus den USA zeigen, dass sich die Zahl der STI im letzten Jahrzehnt bei den 55- bis 64-Jährigen verdoppelt hat. Aus Großbritannien kam es bei über 45-Jährigen zu einer Verdopplung von Gonorrhoe und Syphilis in den Jahren von 2015 bis 2019.
Auch in Deutschland verzeichnet das Robert Koch-Institut mit Blick auf die letzten 20 Jahre bei der Syphilis einen starken Anstieg. Die Neuinfektionen stiegen von 2021 auf 2022 um 23 Prozent auf 8.310 gemeldete Fälle. Betroffen sind vor allem Männer (94 %).
Mit Blick auf Syphilis wurden 2013 bei den über 60-Jährigen noch etwa 326 Fälle gemeldet, 2023 waren es in derselben Gruppe 930 Fälle.
Resistenzen erwartet
„Verglichen mit den jüngeren Gruppen ist der Inzidenzanstieg von STI insgesamt bei den über 50-Jährigen niedrig. Aber es gibt Gründe, die Entwicklung genau zu verfolgen“, heißt es in der Mitteilung. Denn inzwischen sprechen einige mit Neisseria gonorrhoe-Infizierte nicht mehr so gut auf eine Antibiotikatherapie an. Die Experten rechnen mit einer insgesamt nachlassenden Wirksamkeit bestimmter Antibiotika in der Zukunft.
Dass diese Annahme nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt ein Bericht des Centers for Disease Control and Prevention. Diesem zufolge stiegen Resistenzen gegen das First-Line-Antibiotikum Ceftriaxon zur Behandlung der Gonorrhoe in China in den Jahren 2017 bis 2022 um nahezu das Dreifache von 2,95 auf 8,1 Prozent an.
Umdenken bei Aufklärungskampagnen
Beide Fachgesellschaften fordern eine verstärkte sexuelle Aufklärung Älterer zum Schutz vor Infektionen. Es sei zwar grundsätzlich richtig, dass sich Aufklärungskampagnen zur sexuellen Gesundheit hauptsächlich an die junge Generation richten. Allerdings: Für STI ist man nie zu alt. Daher müsse ein Umdenken stattfinden und sollten auch Ältere aktiv über die Risiken ungeschützten Geschlechtsverkehrs aufgeklärt werden, so die Expertinnen und Experten.
Darüber hinaus fordern die Fachgesellschaften die Entwicklung neuer wirksamer Antibiotika sowie einen bewussten Umgang mit Antibiotikaverschreibungen (Antibiotic Stewardship), um die Resistenzbildung hinauszuzögern.
Quelle: Deutsche Dermatologische Gesellschaft