HIV-PReP: Positive Daten für Lenacapavir
Im Rahmen einer HIV-PReP nehmen HIV-negative Menschen täglich oder anlassbezogen, vor und nach sexuellen Kontakten, ein Medikament ein, um die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit HIV zu reduzieren. Mit Lenacapavir könnte es bald ein Medikament geben, dass nur alle sechs Monate gespritzt werden muss.
Wie Science Media Center Deutschland berichtet, stellte der US-Pharmahersteller Gilead die vielversprechenden Ergebnisse einer Phase-3-Studie (PURPOSE 2-Studie) kürzlich anlässlich der HIV-Glasgow-Konferenz vor. Diese Studie wurde laut Mitteilung vorzeitig beendet, damit das Medikament allen Probanden und Probandinnen zur Verfügung gestellt werden kann.
PrEP seit 2019 Kassenleistung
Die antiviralen Prä-Expositions-Prophylaxe (HIV-PReP) ist seit September 2019 in Deutschland Kassenleistung für bestimmte Personengruppen, die ein substanzielles HIV-Risiko haben. Hierzu zählen:
- HIV-negative Männer, die Sex mit Männern haben (MSM)
- Transgender-Personen, die in den letzten drei bis sechs Monaten Analsex ohne Kondom praktiziert haben oder in den kommenden Monaten praktizieren werden
- MSM oder Tansgender mit einer sexuell übertragbaren Infektion (STI) in den letzten zwölf Monaten.
- HIV-negative Menschen mit HIV-positivem Partner, dessen Viruslast im Blut noch nachweisbar ist
Spritze alle sechs Monate
Lenacapavir muss nur alle sechs Monate gespritzt werden. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um einen „First in Class“-Kapsid-Inhibitor, der den Lebenszyklus des HI-Virus in mehreren Stadien der Infektion hemmen kann. Er kann aber auch als Depotspritze verabreicht werden, diese soll über mehrere Monate vor Infektionen mit wichtigen zirkulierenden HI-Viren schützen.
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat Lenacapavir bereits zur antiretroviralen Behandlung von multidrug-resistenten HIV-Infektionen zugelassen, also zur Behandlung von Personen, die bereits infiziert sind. Das Medikament wurde jedoch vom Hersteller in Deutschland für diese Indikation bisher nicht auf den Markt gebracht.
Datenlage
Bereits im Juli wurden auf dem Welt-Aids-Kongress in München die Ergebnisse der Phase-3-Studie PURPOSE 1 präsentiert, die Lenacapavir bei sexuell aktiven Cisgender-Frauen in Subsahara-Afrika untersuchte. In der Lenacapavir-Gruppe kam es zu keiner einzigen HIV-Infektion, während in den zwei Vergleichsgruppen, die eine tägliche orale Prophylaxe mit Emtricitabin/Tenofoviralafenamid oder Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil (Truvada) einnahmen, Infektionsraten von 2,02 und 1,69 pro 100 Personenjahre verzeichnet wurden.
Für die Zulassungserweiterung zur HIV-PrEP fehlten bisher noch die Ergebnisse der zweiten Phase-3-Studie PURPOSE 2, die jetzt vorliegen. Die Studie umfasste 3.267 HIV-negative Cisgender- und Transgender-Männer, Transgender-Frauen sowie nicht-binäre Personen, die häufiger Sex mit Partnern hatten.
Zwei Personen in der Lenacapavir-Gruppe und neun in der Truvada-Gruppe infizierten sich mit HIV. Daraus ergaben sich Inzidenzen von 0,1 pro 100 Personenjahre für Lenacapavir und 0,93 für Truvada.
Lenacapavir reduzierte das Infektionsrisiko damit um 96 Prozent gegenüber der Hintergrundinzidenz und war 89 Prozent wirksamer als Truvada. Beide Prophylaxen wurden in der Regel gut vertragen.
Quelle: Science Media Center Deutschland