HIV-Selbsttest: Apotheke versus Drogerie

(cnie) Ab Anfang Oktober verkaufen nicht nur Apotheken, sondern auch Drogeriemärkte den HIV-Selbsttest für zuhause. PTA Beirats-Mitglied Sebastian Giemsch sieht den Verkauf bei Rossmann oder dm besonders wegen der psychologischen Aspekte kritisch.

25.09.2018

PTA des Jahres 2016 Giemsch
© Foto: privat
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Giemsch arbeitet in einer HIV-Schwerpunktapotheke in Berlin-Friedrichshain, die rund 1000 HIV-Patienten betreut. Außerdem kaufen auch viele Kunden in der BerlinApotheke ihre Präexpositionsprophylaxe (PrEP).

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In Beratungsgesprächen tauchten laut Giemsch in den vergangenen Wochen zum Thema Selbsttest größtenteils nur zwei Fragen auf: Ab wann gibt es die Tests zu kaufen, und was kosten sie? Beide Fragen konnte Sebastian Giemsch leicht beantworten. Die BerlinApotheke in Friedrichshain verkauft ab Anfang Oktober den französischen Test Exacto für voraussichtlich rund 26 Euro. Für den Start hat die Apotheke 20 Mal das Doppelpack und 40 Mal den einzelnen Test bestellt.

Um darüber hinaus für den Verkaufsstart gut informiert zu sein, hat Giemsch ein Seminar der Aids-Hilfe zum Thema Selbsttest besucht, das sich eigentlich an Krankenschwestern richtete. Für den PTA war es dennoch sehr sinnvoll. Das neu gewonne Wissen hat er gleich an seine Kolleginnen und Kollegen weitergegeben. 

Auf Facebook, aber auch in zwei Berliner Schwulenmagazinen, möchte die BerlinApotheke für ihr umfassendes Beratungsangebot rund um den HIV-Sebsttest werben. Auch ein Schaufenster soll mit einem Augenzwinkern das Thema aufgreifen, erzählt Giemsch. 

Ein positives Ergebnis sei allein zuhause schwer zu verarbeiten. Da sei es gut, wenn sich die Betroffenen direkt an kompetente Fachleute wenden können. Diese Beratung könne ein Drogeriemarkt gar nicht leisten, sagt Sebstian Giemsch. Da werde der Test wie jeder andere Artikel über die Kasse gezogen und der Kunde mit seinen Fragen alleingelassen.

Bei ihm in der Apotheke sei das anders: Beim Kauf eines Tests werde grundsätzlich eine Beratung angeboten. Nach einem Gespräch gebe er persönlich immer seine Visitenkarte mit und stehe für Rückfragen zur Verfügung, erklärt Giemsch. Der psychologische Aspekt sei nicht zu unterschätzen. Besonders da der Selbsttest so angelegt sei, dass er eher falsch positiv, als falsch negativ anschlage. Das muss den Kunden bei der Abgabe unbedingt erklärt werden.

Der HIV-Test für daheim habe aber auch positive Effekte, sagt Giemsch: "Ich denke schon, dass dadurch die Zahl der Leute, die sich testen, steigt, weil die Hemmschwelle sinkt."

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