Insulin: Prinzipiell als Tablette möglich

(kib) Insulin als Tablette schlucken, statt es injizieren zu müssen? Ein experimentelles Präparat hat sich in einer Studie als ähnlich wirksam erwiesen wie ein Basalanalogon. Wegen der geringen Bioverfügbarkeit wurde die Entwicklung aber gestoppt.

13.07.2017

km_insulin_0717
© Foto: koromelena / Getty Images /iStock
Anzeige

Aktueller Podcast

Die Entwicklung von Insulin in Tablettenform wäre für manche Patienten ein Segen. Bisher sind allerdings alle Anläufe gescheitert, das Hormon in einer anderen Applikationsform zu vermarkten. Ein inhalatives Insulin wurde vor einigen Jahren kurz nach der Einführung wieder zurückgezogen. Und Insulin zur oralen Applikation hat sich noch nicht entwickeln lassen.

Jetzt haben Forscher des Unternehmens Novo Nordisk die Ergebnisse einer doppelblinden Phase-2a-Studie eines oralen Insulins für Patienten Typ-2-Diabetes bei der 77. Wissenschaftstagung der amerikanischen Diabetesgesellschaft ADA vorgestellt. In die Untersuchung waren 50 Patienten einbezogen, deren Blutglukose unter Metformin mit oder ohne Gliptin nicht adäquat eingestellt war, wie die ADA in einer Mitteilung zum Kongress berichtet.

Die Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert. Gruppe 1 erhielt zusätzlich das orale acylierte Basalinsulin OI338GT in Form von Tabletten. Diese waren mithilfe einer speziellen Technik namens GIPET (Gastrointestinal Permeation Enhancement Technology) hergestellt worden. Zusätzlich gab es ein subkutan injiziertes Placebo.

Umgekehrt in Gruppe 2: Hier erhielten die Probanden Placebotabletten, injiziert wurde das Basalanalogon Insulin glargin. Die Insulindosen wurden in beiden Gruppen mit dem Ziel auftitriert, einen Nüchtern-Blutzuckerwert von 80 bis 126 mg/dl zu erreichen. Nach acht Wochen wurde Bilanz gezogen.

Ergebnis: Signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen waren nicht festzustellen. Unter OI338GT war die Nüchternplasmaglukose von anfangs durchschnittlich 175 mg/dl auf dann 129 mg/dl gesunken. Unter Insulin glargin gingen die Werte von 164 mg/dl auf 121 mg/dl zurück. Der HbA1c-Anteil hatte sich von 8,1 auf 7,3 Prozent und von 8,2 auf 7,1 Prozent zurückbewegt. Die Veränderungen beim Fruktosamin und beim C-Peptid glichen sich ebenfalls. Schwere Hypoglykämien kamen in keiner Gruppe vor.

Die Machbarkeitsstudie ist damit durchaus erfolgreich verlaufen. Das orale Basalinsulin OI338GT war dem subkutanen Insulin glargin in der Wirkung nicht unterlegen, und allgemein wurde es auch gut vertragen.

Novo Nordisk hat die weitere Entwicklung dieser Formulierung aber inzwischen eingestellt: Die relativ geringe Bioverfügbarkeit treibt die nötigen Investitionen so stark nach oben, dass sich die Massenproduktion nicht rechnet. Grundsätzlich will man aber am Ziel eines Oralinsulins festhalten und forscht deshalb an effizienteren Möglichkeiten für die Resorption.

Quelle: Ärzte Zeitung

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *