Jedes sechste Rezept wird nicht eingelöst
Ein ausgestelltes Rezept ist keine Garantie dafür, dass es auch eingelöst wird. Und die Einlösung garantiert nicht die Einnahme des Medikaments. Laut Schätzungen verwenden rund die Hälfte aller Patientinnen und Patienten weltweit ihre Medikation nicht wie verordnet. Das Phänomen ist bekannt. Gut erforscht ist es mit Blick auf die Menschen, die ihre Verordnungen einlösen, die verschriebenen Medikamente aber nicht korrekt einnehmen.
Rezepte landen nicht in der Offizin
Im Gegensatz dazu gehen manche Kranke mit ihren Rezepten gar nicht erst in die Apotheke. Wie häufig dieses Verhalten ist und welche Gründe es hat, wollte ein kanadisches Forschungsteam um Seraphine Zeitouny von der University of British Columbia in Vancouver herausfinden.
Zu diesem Zweck verbanden Zeitouny und ihr Team die Verschreibungsdaten einer primärärztlichen Datenbank mit den apothekenbasierten Abgabedaten. Die Daten waren ursprünglich jedoch nicht für Forschungszwecke gespeichert worden. Für die Analyse waren Angaben zu mehr als 150.000 Rezepten für über 34.000 Patientinnen und Patienten verfügbar. Wie sich zeigte, waren insgesamt 17 Prozent der Verordnungen neuer Medikamente nicht eingelöst worden. 44,2 Prozent der Patientinnen und Patienten hatten zumindest ein Rezept nicht abgeholt. Sofern die Rezepte eingelöst wurden, geschah dies in 82 Prozent der Fälle binnen zweier Wochen, in mehr als zwei Drittel sogar innerhalb von drei Tagen.
Glukokortikoide und Antihistaminika
Vor allem Rezepte für Bedarfsmedikamente wie topische Glukokortikoide (35%) und Antihistaminika (23%) wurden nicht in der Apotheke eingelöst. Überhaupt wurden die Verordnungen dermatologischer Präparate laut der Auswertung aus Kanada in 27 Prozent der untersuchten Fälle nicht eingelöst, die geringste Nichteinlöserate entfiel auf kardiovaskuläre Medikamente mit neun Prozent.
Außerdem fand das Forschungsteam heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Rezept nicht zur Apotheke zu bringen, bei Älteren (> 65 Jahre) mit Polypharmazie besonders hoch ist.
Quelle: Springermedizin.de