Kinderarzneimittel sollen wirtschaftlich attraktiver werden

(kib) Als Reaktion auf die derzeitigen Lieferengpässe kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Veränderungen an: neue Preisregeln für Kinderarzneimittel, bestimmte Krebsmedikamente und Antibiotika, eine bessere Überwachung der Versorgungslage sowie eine gesonderte Vergütung von Apotheken für das Management der Lieferengpässe.

20.12.2022

Mädchen mit Fieberthermometer im Mund
© Foto: vadiar / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Wie Lauterbach kurzfristig gegensteuern will, zeigt ein am heutigen Dienstag vorgelegtes Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums. Dieses ist Diskussionsgrundlage für das für 2023 geplante Generika-Gesetz.

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Wie tagesschau.de berichtet soll mithilfe der Eckpunkte kurzfristig gegengesteuert werden. So solle für bestimmte Präparate künftig das bis zu 1,5-Fache des Festbetrags von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Einer Meldung der Deutschen Presseagentur zufolge will der Bundesminister bereits heute die Krankenkassen anweisen, die 50 Prozent mehr zu zahlen. Das soll Kindermedikamente kurzfristig, aber auch dauerhaft wirtschaftlich attraktiver machen und damit weitere Engpässe verhindern.

Medikamente für Erwachsene

Darüber hinaus sollen ähnliche Maßnahmen auch für bestimmte Krebsmedikamente und Antibiotika für Erwachsene angedacht sein, heißt es auf tagesschau.de. „Da werden wir den Krankenkassen jetzt die Vorgabe geben, dass sie einen Teil der Arzneimittel aus China, Indien und Übersee besorgen, aber einen Teil auch aus Europa“, wird Lauterbach von der Deutschen Presseagentur zitiert. Das solle dazu führen, dass die Produktion in Europa wieder hochgefahren werde.

Und auch die Überwachung der Versorgungslage soll verbessert werden, um sich abzeichnende Engpässe früh zu erkennen. Hier soll das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mehr Möglichkeiten bekommen.

Generell solle bei der Medikamentenbeschaffung nicht mehr nur der billigste Anbieter zum Zug kommen. Laut dem Eckpunktepapier werden bei wichtigen Mitteln zwei Verträge angestrebt: Neben dem günstigsten Anbieter aus dem nicht europäischen Ausland solle immer auch der günstigste Hersteller aus der Europäischen Union berücksichtigt werden. Der Auftrag werde dann geteilt, berichtet die Deutsche Presseagentur.

Zur Finanzierung seiner Vorschläge sagte Lauterbach: „Wir werden das in der Ressortabstimmung besprechen. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder hier einsieht, dass wir handeln müssen.“ Er ziehe dabei mit Bundesfinanzminister Christian Lindner an einem Strang.

Mehraufwand der Apotheken honorieren

Ebenfalls unter Berufung auf das Eckpunktepapier berichtet die Pharmazeutische Zeitung, dass Apotheken künftig bei bestimmten defekten Arzneimitteln zusätzlich 50 Cent für das Management des Lieferengpasses abrechnen können. Dieses soll für Arzneimittel gelten, für die ein BfArM-Beirat eine versorgungskritische Lage festgestellt hat, und für die das pharmazeutische Personal Rücksprache mit dem Arzt halten muss.

Außerdem sollen die während der Pandemie gelockerten Abgaberegeln verstetigt werden, nach denen Apotheken bei Nichtverfügbarkeit auch nicht rabattierte Arzneimittel abgeben dürfen und diese beispielsweise auseinzeln oder stückeln dürfen.

Quelle: dpa, tagesschau.de, PZ

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