Kniearthrose: Kann Krillöl Schmerzen lindern?

(kib) Hilft Krillöl gegen schmerzhaft entzündete Kniegelenke? Dieser Frage gingen Forschende vom Menzies Institute for Medical Research in Hobart auf Tasmanien nach.

15.08.2024

Frau untersucht Knie eines älteren Herren ab
© Foto: wavebreak3 / stock.adobe.com
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Das Öl aus antarktischem Krill enthält Omega-3-Fettsäuren. Es heißt, diese seien besser bioverfügbar als Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl. Einen zusätzlichen Schutz vor freien Radikalen soll das Antioxidans Astaxanthin bieten. Vor diesem Hintergrund untersuchten die Forschenden Krillöl und seine Auswirkungen bei schmerzhaft-entzündlicher Kniearthrose.

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Studiendesign

In die Studie mit der Bezeichnung KARAOKE wurden nur Personen mit Kniearthrose eingeschlossen, die außer deutlichen Schmerzen (mind. 40 Punkte auf einer 100-Punkte visuellen Analogskala) auch eine Effusionssynovitis von Grad 1 oder darüber hatten. Das heißt, bei allen war die Gelenkschleimhaut entzündet. Ausgeschlossen waren Menschen, die bereits hochdosierte Schmerzmittel, Hyaluronsäure, Antikoagulanzien oder Injektionen mit Kortikoiden bekamen.

Die 262 Teilnehmenden aus fünf Zentren in Australien wurden nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen verteilt: Die eine bekam für 24 Wochen täglich zwei Kapseln mit je einem Gramm Krillöl und einem EPA-Gehalt von 190 Milligramm sowie 100 Milligramm DHA. Die Kontrollgruppe erhielt Kapseln mit einer Mischung diverser Pflanzenöle ohne EPA, DHA und ohne nennenswerte Mengen anderer Omega-3-Fettsäuren.

Die Beteiligten wurden zu Beginn und nach 24 Wochen nach ihren Schmerzen befragt sowie per Knie-MRT untersucht. Die Patientinnen und Patienten waren anfangs im Mittel 62 Jahre alt, der Frauenanteil erreichte rund 45 Prozent, der Body Mass Index hatte im Mittel einen Wert von 30 Kilogramm pro Quadratmeter.

Kein Nutzen für Krillöl erkennbar

Primärer Endpunkt war die Veränderung der Knieschmerzen nach 24 Wochen. In der Krillölgruppe erreichten die Teilnehmenden anfangs einen Wert von 48 Punkten. Dieser ging mit der Behandlung im Mittel um 20 Punkte zurück. In der Kontrollgruppe ergab sich zu Beginn ein Wert von 50 Punkten, auch hier erfolgte ein Rückgang von 20 Punkten – es zeigten sich also weder statistisch belastbare noch numerische Unterschiede.

Nicht besser sah es bei den Auswirkungen auf die Synovitis aus: Das Effusionsvolumen verringerte sich in der Placebogruppe deutlich, nahm aber unter Krillöl weiter zu. Hier ergab sich eine statistisch signifikante Differenz zugunsten von Placebo. Mit Krillöl waren die Triglyzeridwerte nach zwölf, nicht aber 24 Wochen etwas stärker zurückgegangen als unter Placebo.

Bei allen anderen untersuchten Parametern, etwa Hand- und Rückenschmerzen sowie Laborwerten (C-reaktives Protein, HDL und LDL), gab es keine belastbaren Differenzen.

Dosis zu gering?

Wie lassen sich die negativen Ergebnisse erklären? Abgesehen davon, dass Krillöl und Omega-3-Fettsäuren womöglich das entzündliche Geschehen und die Schmerzen tatsächlich nicht wesentlich lindern, könnte auch schlicht die Dosis zu niedrig gewesen sein: Fischölkapseln zur Nahrungsergänzung enthalten oft 1.000 Milligramm Omega-3-Fettsäuren und nicht nur 350 Milligramm wie die Krillölkapseln in dieser Studie.

Zudem hat vielleicht auch das Placebo-Pflanzenöl antientzündliche Eigenschaften, die nicht auf Omega-3-Fettsäuren beruhen. Schließlich hatten die Teilnehmenden durch ihre Ernährung vielleicht schon genug Omega-3-Fettsäuren aufgenommen: Die Serumanalyse zu Beginn der Studie ergab relativ hohe Werte für solche Fette.

Klar sagen lässt sich jedenfalls, dass von zwei Gramm Krillöl pro Tag in Form einer Nahrungsergänzung keine spezifischen Effekte auf Schmerzen und Entzündungen bei Kniearthrose zu erwarten sind.

Quelle: Ärzte Zeitung

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